Auf greenfietsen bloggt Katharina Märcz über ihre Nähprojekte, Füchse, Nähmaschinen-Schätzchen und … Taschen. Sie bezeichnet sich selber als Sewaholic und hat eine Vorliebe für Linkparties.
Hallo Katharina, erzählst du uns ein wenig über dich persönlich?
Ja klar, gerne. Ich bin 37 Jahre alt und wohne in der Nähe von Frankfurt am Main. Ich habe in Frankfurt studiert und gearbeitet, aber leben wollte ich nie in der City. Ich bin ein Landei und ein Familienmensch. Ich liebe es, etwas Kreatives mit meinen eigenen Händen zu erschaffen, und könnte damit sofort loslegen, wenn ich morgens um halb sechs aus dem Bett hüpfe. Ich bin der typische frühe Vogel.
Seit wann bloggst du und wie bist du auf „Greenfietsen“ als Blognamen gekommen.
Meinen ersten Blogpost habe ich 2013 veröffentlicht, im Juni. Das war nur ein halbes Jahr, nachdem ich zum ersten Mal an der Nähmaschine saß. Irgendwie war mir sofort klar: Das ist genau mein Ding – sowohl das Nähen als auch das Bloggen. Ich liebe es, zu schreiben, zu fotografieren und mich mit anderen Nähbegeisterten über Schnittmuster, Anleitungen und Techniken auszutauschen.
Da ich auch leidenschaftlich gerne Fahrrad fahre und meine Lieblingsfarbe Grün ist, habe ich mir den Fantasienamen „Greenfietsen“ für meinen Blog ausgesucht. Aber so einfach, wie es jetzt klingt, war es ehrlich gesagt nicht. Zwei Wochen lang habe ich mir den Kopf zerbrochen und nach einem Blognamen gesucht. Dann hat mich eines Morgens die holländische Muse geküsst. Wir haben kurz vorher einen Bootsurlaub durch Holland gemacht und festgestellt, was für entzückende Wörter es im Niederländischen gibt, z. B. das Wort „fiets“ für „Fahrrad“.
Grün ist die Farbe, die für Wachstum und Entwicklung steht, das Fahrrad symbolisiert für mich das Vorwärtskommen, die Bewegung und Veränderung. Auch deshalb kann ich mich mit „Greenfietsen“ so gut identifizieren. Mein Blog hat mir eine neue Richtung gegeben. So viele Projekte, Kooperationen, Bekanntschaften und sogar Freundschaften sind daraus entstanden. Das hätte ich mir nie träumen lassen.
„Nähen ist mein Yoga“ so schreibst du in einem deiner Beiträge. Wie hast du deine Liebe zum Nähen entdeckt und was hat es mit der Aussage auf sich?
Ich bin eine gemütliche Nähschildkröte. Wenn ich mir ganz bewusst Zeit fürs Nähen nehme, ohne Druck, und wenn ich konzentriert dabei bin, dann vergesse ich alles um mich herum. Dann empfinde ich das Nähen als sehr entspannend, fast schon meditativ. Ich weiß nicht, wer sich „Nähen ist mein Yoga“ ausgedacht hat, aber mir gefällt der Satz. Ich genieße das Nähen immer dann besonders, wenn es nicht darum geht, schnell ein Ergebnis in Händen zu halten. Und eins ist klar: Ohne die Zeit im Nacken muss man deutlich weniger zum Nahtauftrenner greifen! Ich wollte schon als Kind gerne den Umgang mit der Nähmaschine lernen. Keine Ahnung, warum ich so lange damit gewartet habe. Für manches muss wohl einfach erst die Zeit reif werden.
Wo findest du die Ideen zu deinen Nähprojekten?
Ich bin ein Mensch, der oft vor Ideen übersprudelt. Setz mich aufs Fahrrad, schick mich eine Stunde raus in die Natur, und ich komme garantiert mit drei neuen Näh- oder Blogideen zurück. Falls ich doch mal gezielt nach Inspiration suche, treibe ich mich gerne auf Pinterest herum oder stöbere durch Linkpartys. Natürlich lese ich auch viele Blogs.
Mit der Frage „Lohnt es sich, Genähtes auf Dawanda zu verkaufen?“ hast du dich im vergangenen Jahr sehr ausgiebig auf Greenfietsen beschäftigt. Welche Motivation hattest du, diese sehr interessante Artikelserie zu starten?
Ich teile gerne meine Erfahrungen und mein Wissen und freue mich, wenn ich anderen damit weiterhelfen kann. Das ist meine Hauptmotivation. Als ich 2013 mit meinem Blog startete, hatte ich eine sehr genaue Vorstellung von meinen Blogthemen und Inhalten. Ich wollte kein reines Online-Tagebuch führen, sondern auf Dauer einen Blog aufbauen, in dem man Infos und Tutorials, aber auch Unterhaltung und Inspiration findet.
Das Thema „Verkaufen auf DaWanda“ interessiert viele Hobbynäherinnen. Fast jede von uns hat doch schon mal den Satz gehört „Das ist so toll! Das kannst du doch verkaufen!“ Ich habe die Serie aber auch für mich selbst geschrieben. Ich wollte meine Erfahrungen reflektieren, mich mit anderen darüber austauschen und entscheiden, wie es mit meinem Shop weitergehen soll.
Viele nähbegeisterte Menschen spielen mit dem Gedanken, einen Shop auf DaWanda zu eröffnen. Deshalb gehe ich davon aus, dass deine Artikel mit Spannung gelesen wurden. Wie war das Feedback deiner Leser?
Die Artikel sind sehr gut bei meinen Lesern angekommen und haben ganz gemischte Reaktionen ausgelöst. Diejenigen, die niemals vorhatten, einen Shop zu eröffnen, sahen sich in ihrer Haltung bestätigt, während andere, die mit dem Gedanken spielten, meine Artikel hilfreich und motivierend fanden. Ich erhielt viele, lange Kommentare, und es fand ein reger Austausch statt. Auch die Interviews, die ich mit anderen DaWanda-Shopbetreiberinnen führte, waren eine große Bereicherung für die Artikelserie, weil sie noch einmal andere Perspektiven hineinbrachten. Dieser intensive, ehrliche Austausch über das Thema hat mir sehr gefallen.
Sehr sympathisch fand ich den letzten Beitrag, in dem du dir selber die Frage „Lohnt es sich für mich, Genähtes auf DaWanda zu verkaufen?“ beantwortest. Soviel sei den sockshype-Lesern verraten: Deine Antwort ist NEIN. Dennoch wird es einen Greenfietsen-Shop auf DaWanda geben. Du willst neben den E-Books zu zwei zauberhaften Nähprojekten weitere schreiben und diese in deinem Shop verkaufen. Wie muss für dich ein gutes E-Book aussehen?
Danke, das freut mich sehr, dass dir der letzte Beitrag so gut gefallen hat. Hm, wie muss ein gutes E-Book aussehen? Das ist eine sehr gute Frage. Ein gutes E-Book nimmt den Leser an die Hand und führt ihn sicher, mit vielen Detailfotos und kurzen, präzisen Erklärungen durch alle Nähschritte. Es ist strukturiert, übersichtlich, didaktisch gut durchdacht und setzt wenig Vorwissen voraus. Eine sehr gute Anleitung vermittelt darüber hinaus auch Nähtechniken, gibt Tipps und Hilfestellung an schwierigen Stellen.
In meinem E-Book zum Patchworkkissen „Sixty“ verrate ich zum Beispiel einen kleinen Trick, wie es gelingt, dass sich beim Patchworken die Spitzen der einzelnen Dreiecke genau treffen. Wichtig ist mir, dass jeder am Ende glücklich ist, weil er ein tolles, selbst genähtes Unikat in Händen hält. Wenn Nähanfänger dabei sogar ein Stück über sich hinausgewachsen sind, dann war es ein richtig gutes E-Book.
Hast du schon Pläne für ein nächstes E-Book?
Ja schon, aber die möchte ich im Augenblick noch nicht verraten. Mir schwirren viele Ideen im Kopf herum, aber ich habe mich noch nicht entschieden, welche davon ich als nächste umsetzen möchte. Die Erstellung eines E-Books kostet viel Zeit, das will gut überlegt sein. Vom Austüfteln eines Schnitts, der Entwicklung einer Schritt-für-Schritt-Anleitung, dem Fotografieren und Schreiben, inklusive Probenähen und Überarbeitung vergehen schon gerne mal ein paar Wochen.
Kleine Füchse, wie „Fietsi Fuchs“ auf deinem Mug Rug, haben dein Herz erobert. Du hast für eine Vielzahl an Füchsen – sollten es nicht 1.001 sein? – einen Fuchsbau erstellt, dessen Tor zwei Jahre lang für die unterschiedlichsten Füchse offen stand. Das klingt jetzt ein wenig nach Märchen, aber du liebst Linkparties und hier ist die Rede von der Fuchs-Linkparty, zu der du aufgerufen hattest. Was ist für dich das Besondere an Meister Reinecke?
Oh, ich weiß gar nicht, wie das kam. Irgendwie sah ich vor drei Jahren auf einmal überall Füchse. Das Thema Waldtiere war im Trend und neben Eule und Waschbär tauchte auch der Fuchs auf vielen Stoffen auf. Webbänder, Stickdateien, Stofftiere, Notizbücher, Tassen – Überall der süße Fuchs! So entstand die Idee zum Fuchsbau, einer Linkparty, wo jeder DIY-Blogger sein genähtes, gehäkeltes, gestricktes oder gebasteltes Projekt mit Fuchs präsentieren kann. Sage und schreibe 484 Fuchswerke wurden verlinkt. Eine fantastische Vielfalt von Möglichkeiten, das Thema „Fuchs“ kreativ umzusetzen, und eine tolle Inspirationsquelle für alle, die gerne selber werkeln! Der Fuchsbau ist mittlerweile geschlossen, verlinkt werden kann nicht mehr, aber die Linksammlung ist immer noch jederzeit zum Stöbern einsehbar.
Außer der Fuchs-Linkparty hattest du zur die Linkparty „Unsere Schätzchen“ aufgerufen, einer tollen Linksammlung mit Erfahrungsberichten zu Nähmaschinen und aktuell startest du auf Greenfietsen den großen Taschen-Sew-Along 2016. Was reizt dich daran, eigene Linkparties oder Sew-Alongs zu veranstalten?
Ich liebe Linkpartys und Sew-Alongs! Es macht mir riesigen Spaß, mich über solche Aktionen mit anderen Bloggern zu vernetzen. Die Selbermacher sind eine sehr kommunikative Gemeinschaft. Es sind herzliche und lustige Menschen, die gerne plaudern, auch mal ein Späßchen machen und immer viel kreative Energie versprühen. Das mag ich sehr.
Bei Sew-Alongs wie meinem Taschen-Sew-Along 2016 kann man gemeinsam die gleiche Nähaufgabe bewältigen, sich dabei unterstützen und gegenseitig ein bisschen herausfordern. Man werkelt nicht allein im stillen Kämmerlein, sondern tut es virtuell gemeinsam mit anderen. Das finde ich toll.
Meine große Liebe für Linkpartys hat sicher auch mit meinem Ordnungssinn zu tun. Thematisch sortierte Linksammlungen ermöglichen es, sehr schnell interessante Blogposts zu finden. Das finde ich einfach praktisch. Seit letztem Jahr veranstalte ich mit meiner Bloggerkollegin Kati Müller in einem eigenen Blog sogar eine wöchentliche Linkparty: Handmade on Tuesday. Jeden Dienstag können dort Kreativblogger ihr aktuelles DIY-Projekt präsentieren.
Welche Pläne hast du für die Zukunft?
Ich möchte meinen Blog gerne weiterentwickeln, ein paar E-Books schreiben und aus beidem ein solides, berufliches Standbein machen. Außerdem möchte ich meine Nähfertigkeiten weiter verbessern, im Bereich Fotografie und Webdesign Neues dazulernen, und jeden Taschenschnitt, der auf meiner Festplatte liegt, mindestens einmal nähen. Ich glaub, mir wird so schnell nicht langweilig.
Liebe Katharina, herzlichen Dank für das tolle Interview. Ich wünsche dir noch viele kreative Ideen zu neuen Nähprojekten, eine stets funktionierende Nähmaschine, allzeit ausreichend Stoff im Vorrat, interessante Themen für neue Artikel oder Artikelserien, erfolgreiche E-Books und viele Leser, die deinem tollen Blog Greenfietsen folgen.
Schreibe einen Kommentar