[Beitrag beinhaltet WERBUNG]Yundi&Grete trifft auf Ovillo oder zwei Färberinnen unter sich
vorgestellt von Corinna Berkemeier
„Yundi&Grete“ – dahinter steht Silke M. Trousil.
Silke habe ich über ihre Färbungen kennen gelernt. Ich erinnere mich, dass sie einen Verkaufsabend in einer größeren Facebook-Gruppe hatte und mir da ihre Färbungen direkt aufgefallen sind. Mehr dazu an anderer Stelle etwas ausführlicher.
Wie haben wir uns dann persönlich kennen gelernt, Silke?
Die ersten Kontaktversuche waren virtueller Natur – ich mag die Vorzüge die man durch Internet, Onlineshops etc. hat. Wirklich, finde ich, lernt man sich allerdings erst im echten Leben kennen. Das war mit Corinna bei Wolle trifft Sulingen 2016 der Fall. Nach kurzem Beschnuppern konnte ich für mich sagen: „Ja, das passt!“ Seit dieser Zeit stehen wir regelmäßig in Kontakt. Sei es beim Besuch von Corinna bei der INFA in Hannover oder einfach nur per Mail oder Telefon.
Ich empfinde unseren Austausch auch immer inspirierend, unterhaltsam und auch kreativ. Apropos, kreativ…
Was bedeutet es für dich kreativ zu sein?
Kreativität war schon immer ein Teil meines Lebens. Stricken hat mir meine Oma beigebracht – als Kind hat es mich fasziniert, wie scheinbar mühelos ein Socken nach dem anderen von Ihren Nadeln sprang, und das ohne Hinzugucken. Heute bewundern das meine Söhne bei mir. Stundenlang konnte ich vor Ihrer Anrichte stehen und mir die Wollschätze ansehen, die sie dort lagerte. Mit Engelsgeduld hat sie mir als kleines Mädchen stricken und häkeln beigebracht. Die Priorität lag immer beim Stricken. Die ersten selbstgehäkelten Topflappen hat meine Mutter noch – in Glockenform. Wen kümmert es, dass sie eigentlich quadratisch werden sollten. In meinem Überseekoffer, der einen Teil meiner Wolle beherbergt, liegt immer noch der letzte Socken von Oma, der nicht fertig war, als sie starb. Bis heute habe ich es nicht übers Herz gebracht ihn zu ribbeln – das ist inzwischen fast 20 Jahre her.
Oma und meine Kinder waren auch die Namensgeber meines Labels: Yundi&Grete. Grete die Oma, Yundi die Zusammensetzung der Vornamen meiner Söhne.
Nachdem ich schon vor der Schulzeit kreativ war – folgte dann der Besuch der Waldorfschule in Hannover/Bothfeld, dort bekam Kreativität nochmal eine neue Dimension. Malen, Zeichnen, Bildhauen, Theaterspielen, Buchbinden, Weben, Spinnen, Stricken, Nähen, Singen, Spielen eines Musikinstrumentes – hier lag aber ganz eindeutig nicht meine Kernkompetenz.
Im Studium und in meiner Ausbildung blieb das Ganze dann etwas stiefmütterlich liegen; dann kam mein erster Sohn zur Welt. Socken gestrickt habe ich seitdem meine Oma starb, mit Beginn meiner ersten Schwangerschaft erwachte dann auch wieder der Wunsch mehr zu handarbeiten.
Heute ist das Strickzeug für mich ein unverzichtbares Hilfsmittel beim im-Garten-sitzen, Zug-fahren, Fernsehen, Kaffeetrinken…
Hauptberuflich arbeite ich in einer Steuerkanzlei. Stricken, Wolle färben, handarbeiten – das ist ein toller Ausgleich. Wobei es auch im steuerlichen Bereich mitunter recht kreativ sein kann.😀
Deine Tätigkeit in der Steuerkanzlei und deine Familie – das sind zwei „Faktoren“, die viel Aufmerksamkeit und Liebe bedürfen. Dazu kommt das Färben, das dich ausfüllt. Berichte darüber doch mal mehr!
Wann und wie bist du zum Färben gekommen?
Lange Zeit habe ich meine Sockenwolle ausschließlich im lokalen Handarbeitsladen bezogen. Eines Tages fand ich dort so gar nichts, was meinen Vorstellungen entsprach. Da habe ich mir dann im Internet bei einer Handfärberin Garn als Auftragsfärbung bestellt. Ich war total begeistert – hatte aber keine Idee oder Vorstellung, wie die Färberin das Ganze bewerkstelligte. Dann habe ich immer wieder dort Wolle geordert.
Vor ca. zwei Jahren stieß ich auf eine Facebookgruppe rund ums Färben – dort gab es ganz viele unterschiedliche Qualitäten und Farben. Mir war das meiste davon einfach zu bunt. Natürlich ist alles Geschmacksache und auch nicht jedem gefällt, was ich mache. Mir fehlten aber einfach Ton-in-Ton Färbungen, zwei- oder dreifarbige Färbungen ohne bunt zu sein und einfach auch mal Sockengarn, was nicht alle Blicke nach unten lenkt – die auch mein Vater, ohne kurz tief zu atmen, tragen würde. Nach einiger Recherche bezüglich Rohwolle und Farben und was man noch so alles braucht, meldete ich, sehr entspannt, ein Gewerbe an und richtete einen Färbeplatz auf unserer Terrasse ein. Mein erster Verkauf fand im April 2016 ebenfalls in einer Facebookgruppe statt. Zeitgleich richtete ich meine eigene Gruppe bei Facebook ein.
Als ich mit dem Färben meiner ersten zwei Wolllieferungen startete, hätte ich nie vermutet, dass ich heute dort stehe, wo ich bin.
Ich weiß, es ist echt schwer die eigenen Färbungen zu beschreiben. Aber ein Versuch ist es wert. 😉 Gibt es Farbtöne, die du besonders gerne magst?
Schwierig – ich glaube das ist von außen immer fast einfacher, als es für sich selbst in Worte zu fassen. Bedingt durch meine roten Haare gibt es Farben, die ich persönlich weder kaufen noch tragen würde – ich bin nicht so der Paradiesvogeltyp. Mein Mann hat meinen Kleidungsstil vor einigen Jahren in charmanter Manier als konservativ bezeichnet.
Bedingt durch persönliche Vorlieben wandert Wolle doch recht häufig in Blau-, Grau- Schlamm- und Mischtönen aus meinen Töpfen. Wenn ich färbe, habe ich oft das Gefühl VIEL zu wenig Grün zu haben, wenn ich dann mal einen Blick in die Boxen aus dem schwedischen Möbelhaus werfe, stelle ich immer wieder fest, dass ich irgendwie unbemerkt grün zu färben scheine. Irgendwie kommen eigentlich alle Farben mal aus den Töpfen – einige allerdings in homöopathischer Dosis, andere doch recht regelmäßig.Spannend ist es, Aufträge zu färben; dort erkenne ich sehr oft, dass manche Farben, die ich so nie auswählen würde, auf meiner Wolle wirklich schön wirken. Toll sind auch die Zufallsfärbungen, leider kann man diese nie reproduzieren – allerdings kann man dann auch ein absolutes Unikat sein eigen nennen.
Ich selber kaufe gerne bei Silke ein, denn ihre Blau-Grau-Schwarztöne oder die Farbabstufungen einer Farbe faszinieren mich einfach.
Ich bin eher die strukturierte Färberin. Silke, wie gehst du beim Färben vor? Hast du einen Plan im Kopf oder legst du spontan mit deinen Farben los?
Ich habe es mit planen versucht – ganz am Anfang hatte ich diverse Töpfe mit noch diverseren Farben auf meinem Tisch. Unübersichtlich und einfach auch platzraubend. Nach und nach bin ich dazu übergegangen mit einer Farbe zu starten und dann immer weiter fortzufahren und dabei entweder einige Farben zu durchlaufen oder eben auch nur in Schattierungen zu arbeiten.
Ich selber würde mich als kreativ-chaotische Färberin bezeichnen. Ich färbe weder nach Gramm, Milliliter noch sonst einer messbaren Einheit. Ich färbe das, wonach mir ist, ohne wirklich darüber nachzudenken und überlasse das dem kreativen Prozess. Ein Hauch hiervon, ein Löffelchen davon… Ab und an ziehe ich mal einen Strang aus dem Wasser, der mit meiner ursprünglichen Idee nichts mehr gemein hat – manchmal wandern die Kollegen dann auch wieder ins Nass, denn ab und an gefallen sie mir wirklich gar nicht.
Zu 100% kann ich meine Färbungen nicht reproduzieren – ich komme in den meisten Fällen sehr dicht ran, wenn ich um eine Nachfärbung gebeten werde.
Anders macht es mir einfach keinen Spaß – und das ist es, womit für mich Kreativität steht und fällt.
Was ist dir wichtig bei der Auswahl deiner Garne und wie bist du zur Pascuali-Färberin geworden?
Als ich auf der Suche nach Rohwolllieferanten war, stieß ich auf Pascuali – zu dieser Zeit befand sich das Netzwerk der 20 Pascualifärberinnen gerade im Aufbau. Nach kurzem Überlegen entschied ich mich, auch Teil dieser Idee zu werden. So kam ich zu Pascuali. Ich bin gerne dabei – mir gefallen die Qualitäten bei Pascuali sehr. Nach einigen Tests habe ich für mich allerdings festgestellt, dass ich einfach mehr Gefallen an den tierischen Fasern habe, sowohl beim Färben als auch beim Stricken. Ich möchte wissen, wo die Garne herkommen, die ich färbe, erwarte einen ehrlichen Austausch und ein faires Miteinander sowie natürlich eine Qualität, die mich überzeugt – das ist mir bei allen Lieferanten wichtig. Denn ich bin keine reine Pascualifärberin. Bei mir gibt es etliche Garne aus Großbritannien – ich mag einfach englische Garne, und auch Garne aus Skandinavien finden sich bei Yundi&Grete.
Neben dem Färben entwickelst du deine eigenen Strickanleitungen. Gibt es dabei Lieblingsprojekte für dich, und wo kann man diese und deine handgefärbten Garne erwerben?
Ich bin und bleibe ein Sockenstricker – Schwester und Vater brauchen immer Nachschub. Eine Sockenanleitung habe ich noch nie entworfen – vielleicht sollte ich das mal tun. Bislang haben es ein Loop und eine Tuch-Schal-Dings-Anleitung in meine Verkäufe geschafft. Die dritte Anleitung ist testgestrickt; wann es die entsprechende Anleitung geben wird, muss sich noch zeigen. Aber auch auf meinen Nadeln nimmt momentan ein weiteres Projekt Gestalt an, ein Schaltuch, stolaartig. Ein weiteres Projekt ist gerade fertig geworden und seit dem letzten Wochenende in der Testung durch ganz großartige Teststricker; das erste Mal ist auch ein Mann dabei. Und ganz viele neue Ideen schwirren schon in meinem Kopf. Das wohl nächste Projekt wird dann etwas aus einer meiner neuen Garnerrungenschaften von der H&H in Köln – und noch etwas habe ich mir vorgenommen. Noch in diesem Jahr wage ich mich an einen Pullover oder eine Jacke. Wirkliche Lieblingsprojekte habe ich aber eigentlich dennoch nicht. Für mich muss es pfiffig, aber nicht zu kompliziert sein – ich persönlich mag keine wer-weiß-wie-komplizierten Anleitungen – und ich mag gradlinige Designs im Geiste der skandinavischen Strickstücke.
In loser Folge verkaufe ich über die Facebookgruppe „Echte Wolle“ meine Färbungen und Anleitungen. Auch in meiner eigenen Gruppe gibt es immer wieder Verkäufe, mal mit Vorlauf, mal sehr spontan, je nachdem wieviel ich habe färben können. Denn als Draußen-Färberin, ohne den Luxus eines Färberaumes, muss ich mich einfach den Temperaturgegebenheiten anpassen. Ein Onlineshop ist eigentlich schon seit Beginn der Anmeldung meines Gewerbes in Planung – aber wie das oft so ist, es fehlt leider im Moment die Zeit. Auch bin ich auf einigen Wollmärkten unterwegs.
Wie ihr feststellt ist viel los bei „Yundi&Grete“ und der Kreativität wird viel Raum gegeben.
Ich persönlich freue mich auf ein nächstes Treffen mit dir, liebe Silke. Allerspätestens wird das dann im August in Sulingen sein. Ich hoffe aber doch sehr auf einen Termin davor – soweit haben wir es dann ja doch nicht.
Wer schon vorher Silkes Färbungen ansehen möchte, hier geht es zu ihrer Facebook-Gruppe.
Oder im echten Leben nördlich von Hannover, ein Besuch ist hier mit Terminabsprache auch möglich.
Yundi&Grete
Silke M. Trousil
Wilhelm-Raabe-Weg 9a
30938 Burgwedel/Thönse
kontakt@yundi-und-grete.de
Fotos: Silke M. Trousil
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