Strickanleitung anfertigen – vom Konzept zur fertigen Anleitung
Hast du dich schon einmal mal gefragt, wie eigentlich eine Strickanleitung entsteht? Nein, sie wird nicht einfach aus dem Ärmel geschüttelt. Das Anfertigen einer Strickanleitung ist ein komplexer Prozess, der einige Zeit in Anspruch nimmt. Vor allem, wenn man, wie ich, gerne besondere Stricktechniken in eine Anleitung einarbeitet. Mir ist es nämlich ganz wichtig, Strickwissen weiterzugeben. Was liegt also näher, wenn Stricker, wie du, bisher unbekannte Kenntnisse direkt in einem Strickprojekt praktisch anwenden, frei nach dem Motto, „Learning by Doing“ .
Ich möchte dich im Rahmen einer Socken-Strickanleitung mitnehmen und erklären, was vor der Veröffentlichung einer Strickanleitung geschieht. Ich kann hierbei natürlich nur über meine eigene Vorgehensweise zum Anfertigen einer Strickanleitung, sprechen, in der ich Wert auf Details und Verständlichkeit lege.
1. Die Planung zum Anfertigen einer Strickanleitung beginnt:
Stricktechniken und Garnauswahl
Da ich mir ja zum Ziel gesetzt habe, bei meinen Anleitungen Neues zu vermitteln, überlege ich immer zuerst, welche Stricktechniken möchte ich bei meinen neuen Socken einsetzen. Dabei gilt es auch, zuerst einmal zu klären, beginne ich am Bündchen oder an der Spitze. Habe ich das Thema Stricktechniken geklärt, überlege ich, welches Muster die Socken erhalten sollen, ein einfaches Rechts-/Links-Muster, ein Jacquardmuster…
Nach diesen grundsätzlichen Überlegungen kommt die Garnauswahl an die Reihe. Verwende ich eine oder mehrere Farben, ein Verlaufsgarn oder Unigarn? Was verträgt das Muster – ein ruhiges oder vielleicht auch ein unruhiges Garn? Kleine Maschenproben – rundgestrickt – helfen bei der Auswahl.
2. Erste Socke: Vom Konzept zur Realität
Nun geht es an die Umsetzung meiner Ideen. Ich stricke die erste Socke und mache dabei detaillierte Notizen als Vorbereitung auf die Strickanleitung. Falls das Ergebnis nicht meinen Vorstellungen entspricht, ändere ich es entsprechend. Gerade, wenn ich eine Stricktechnik selber ein erstes Mal umsetze, wird so lange an der Technik gearbeitet, oft geribbelt und neu gestrickt, bis ich zufrieden bin.
Das war zuletzt bei den XenieSocks der Fall, bei denen ich die abgerundete Bandspitze toe up stricken wollte. So einige Male habe ich neu begonnen, bis die Zunahmen an der Spitze meinen Vorstellungen entsprochen haben.
Bei den KerstaSocks strickte ich seinerzeit sogar die komplette Socke ein zweites Mal. Das Jacquardmuster, das ich mir überlegt hatte, war so komplex, dass ich das Muster einfach nicht auswendig stricken konnte. Das wollte ich keinem anderen Sockenstricker zumuten und wandelte das Muster mit wenigen Änderung so ab, dass es eingängig wurde.
3. Zweite Socke: Erstellung der Strickanleitung
Basierend auf der ersten Socke und meinen Notizen stricke ich die zweite Socke. Dabei dokumentiere ich jeden Schritt detailliert in meiner Vorlage zur Strickanleitung. Parallel dazu mache ich zahlreiche Fotos von den einzelnen Arbeitsschritten und füge diese nach der Bildbearbeitung – oft mit einer Beschriftung – in die Anleitung ein. Falls das Muster mittels einer oder mehrerer Strickschriften dargestellt werden soll, erstelle ich diese ebenfalls. Auch hierfür nutze ich eine selbstgefertigte Vorlage. So erhalten alle meine Strickschriften ein einheitliches Aussehen.
4. Verfeinerung und Formatierung der Strickanleitung
Nachdem die zweite Socke fertig ist, ist die Strickanleitung noch nicht komplett. Ich füge Hinweise zu meiner Idee und den verwendeten Techniken hinzu. Ich erläutere spezielle Maschen und passe die Anleitung für verschiedene Größen an. Zudem überlege ich, wie die Socken mit unterschiedlichen Nadelsystemen gestrickt werden können und füge entsprechende Hinweise ein. Um ein Nachstricken zu erleichtern, achte ich darauf, dass alles gut strukturiert und optisch ansprechend ist. Abschließend erfolgt eine Rechtschreibprüfung. Hier hilft mir oft mein Mann, der als Leseratte immer den einen oder anderen Fehler findet.
5. Teststricken: Qualitätskontrolle
Bevor ich die Anleitung veröffentliche, kommt die Generalprobe der Strickanleitung. Das Teststrickteam wird informiert, dass es eine neue Anleitung gibt. Ich zeige Fotos der Socken, berichte, welche Besonderheiten ich bei den Socken verwendet habe und frage, wer Zeit und Lust hat, die Strickanleitung auf Herz und Nieren zu testen.
Die Teststrickerinnen erhalten den Entwurf der Anleitung. Während sie die Socken stricken, melden sie eventuelle Probleme. Ich versuche, in dieser Zeit präsent zu sein, um Fragen schnellstmöglich zu beantworten und auch Korrekturen sowie Änderungen vorzunehmen. Ihr Feedback ist so wertvoll. Der Teststrick gibt mir die Sicherheit, dass die Strickanleitung verständlich ist.
Auch ist es immer spannend, zu sehen, wie die Socken mit der Garnauswahl der Probestrickerinnen wirken. Mit ihrer Genehmigung füge ich die Fotos der Testsocken als Inspirationsquelle in die Anleitung mit ein.
6. Veröffentlichung der Anleitung
Nach erfolgreichem Teststricken ist die Anleitung bereit zur Veröffentlichung. Auf sockshype steht die Strickanleitung einschließlich der Fotos als kostenlose Online-Version – meist für eine gängige Größe – zur Verfügung. Immer wieder erhielten wir Anfragen, ob es nicht eine Version zum Ausdrucken gibt. Deshalb bieten wir die komplette Anleitung mit detaillierten Erklärungen und Fotos zu den besonderen Stricktechniken zusätzlich als E-Book im Shop von Make Ma an. Damit mein Sohn Mark die Strickanleitung als Produkt im Shop einpflegen kann, gebe ich ihm Hinweise mit den Produktinformationen und stelle Fotos der Socken zusammen.
7. Social Media Marketing
Zu guter Letzt poste ich Fotos zur neuen Strickanleitung auf Instagram und Facebook sowie im sockshype Strickcafé, unserer Facebookgruppe. So erhält die sockshype-Community Kenntnis davon. Gerne teile ich auf Instagram auch Fotos von Strickprojekten in der Story, die nach meiner Anleitung gearbeitet wurden. Dafür ist es wichtig, den sockshype-Account @sockshype_by_makema zu verlinken.
Schlussgedanken zum Thema “Eine Strickanleitung anfertigen”
Das Anfertigen einer Strickanleitung grundsätzlich ist eine aufwendige Aufgabe, die viel Herzblut, Kopfarbeit und zeitlicher Aufwand erfordert. Es ist daher sicherlich gerechtfertigt, als Designer für eine gut durchdachte und detaillierte Strickanleitung einen kleinen Betrag zu verlangen. Ich bin mir sicher, dass wir alle diese Gebühr gerne zahlen, nachdem wir wissen, wie viel Aufwand dahintersteckt.
Wenn du dich nun fragst, warum wir denn unsere Online-Anleitung kostenlos anbieten, so ist die Antwort ganz einfach. Es ist uns eine Herzensangelegen. Gerade in Zeiten, in denen alles teurer wird, möchten wir all diejenigen unterstützen, denen es schwerfällt vom Haushaltsgeld etwas für eine Strickanleitung abzuzweigen. Wer einen kleinen Obulus aber verkraften kann, der hilft uns mit dem Kauf des E-Books bei der Finanzierung der Internetseite .
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