Jacquardmuster stricken lernen
Das Jacquardmuster stricken hat bei uns viele Namen, wie Norweger-, Fair Isle -, Baltische – oder Inka Muster stricken. Dabei sind die oftmals farbenfrohen, grafischen Muster von Region zu Region recht unterschiedlich. Gemeinsam ist ihnen aber die Technik. Nämlich das Stricken mit zwei oder mehr Fäden in verschiedenen Farben.
In der Regel erfolgt das Jacquardmuster stricken mit rechten Maschen und in Runden. Sollte das Strickstück wie bei einer Jacke eine Öffnung haben, wird dennoch zunächst in Runden gearbeitet. Das Stricken eines Jacquardmusters in Rückreihen mit linken Maschen und den auf der Rückseite verlaufenden Fäden macht nämlich wirklich keinen Spaß. Später wird das Gewebe gesichert und anschließend aufgeschnitten. Das nennt man Steeken.
Der Faden, der beim aktuellen Stricken nicht benutzt wird, läuft hinter der Arbeit mit. Diese Spannfäden sollten nicht besonders lang sein, sonst bleibt man leicht darin hängen. Aus diesem Grund werden die Fäden nach einigen Maschen verkreuzt.
Wie das Stricken von Jacquardmustern im einzelnen funktioniert, möchte ich dir nachfolgend erklären.
Auswahl der Farben zum Jacquardmuster stricken
Die Farbwahl hat beim Jacquardmuster stricken einen großen Einfluss auf das Ergebnis. Besonders gut kommen die Muster zur Geltung, die einen ausreichenden Kontrast haben.
Eine meiner Teststrickerinnen gab mir den Tipp, die ausgewählten Garne zu fotografieren und das Foto mit einem Bearbeitungsprogramm auf dem Smartphone oder PC in ein Schwarz-Weiß-Foto umzuwandeln. Ist auch hier ein guter Kontrast zu erkennen, dann eignet sich deine Farbauswahl optimal für dein Projekt. Sind die Grautöne kaum von einander zu unterscheiden, solltest du deine Farbwahl noch einmal überdenken.
Wie du Farben auswählen kannst, die gut miteinander harmonieren, das kannst du in meinem Wolltipp zur idealen Farbauswahl nachlesen.
Die Haltung der Fäden beim Jacquardmuster stricken
Es gibt mehrere Methoden, die beiden Fäden beim Jacquardmuster stricken zu führen. Hier zeige ich dir, wie du beide Fäden über die linke Hand führst.
Führe beide Fäden parallel über deine Hand, als wenn du nur einen Faden nutzt. Beide Fäden laufen – ausgehend vom Strickstück von vorne nach hinten über deinen Zeigefinger.
Damit du mit der Nadel besser einen einzelnen Faden aufnehmen kannst, hängst du einen Faden um. Dazu wird er kurz vom Finger genommen und so wieder zurückgeführt, dass er jetzt von hinten nach vorne über den Finger läuft.
Anschließend werden die Fäden zwischen kleinem Finger und Ringfinger geschoben. Durch den Druck der beiden Finger sorgst du beim Stricken für Fadenspannung.
Wenn du strickst, holst du dir den vorderen Faden wie beim normalen Stricken einer Masche. Den hinteren Faden greifst du von hinten über den vorderen Faden und ziehst ihn durch die aktuelle abzustrickende Masche.
Das Verweben von Spannfäden beim Jacquardmuster stricken
Das Stricken von Jacquardmustern läuft im Prinzip nach dem oben genannten Schema ab. Doch es gibt Bereiche, in denen über mehrere Maschen in einer Farbe gestrickt wird. Hier entstehen auf der Rückseite dann unter Umständen lange Spannfäden, denn der Faden, der nicht bearbeitet wird, läuft ja auf der Rückseite mit. Das ist recht unpraktisch. Durch Einweben nach drei bis vier Maschen werden übermäßig lange Spannfäden vermieden. Dabei werden die Fäden eingewebt.
Das funktioniert folgendermaßen:
Du strickst den hinteren Faden und verwebst den vorderen Faden – Schiebe die Nadel unter den vorderen Faden und greife dir den hinteren Faden. Diesen kannst du jetzt abstricken und hast dabei den Spannfaden vom vorderen Faden eingewebt.
Damit die verwebte Stelle nicht auf der Vorderseite sichtbar ist, ziehst du den vorderen Faden kurz mit dem rechten Zeigefinger nach rechts.
Du strickst den vorderen und verwebst den hinteren Faden – Ziehe dazu den hinteren Faden mit der linken Hand nach vorne und stricke mit der Arbeitsnadel den vorderen Faden ab.
Lass den hinteren Faden los. Schiebe nach dem Abstricken einmal deinen rechten Zeigefinger zwischen die beiden Fäden. Du siehst, dass der hintere Faden zur Rückseite geschoben und nicht auf der Vorderseite sichtbar wird.
Welcher Faden liegt vorne, welcher hinten?
Wenn du dir das Foto oben betrachtest, so siehst du hier zwei Musterstreifen. Beide sind mit dem gleichen Muster gestrickt worden. Trotzdem sehen sie unterschiedlich aus. Die blauen Mustermaschen beim unteren Streifen sind größer und dadurch dominanter als beim oberen Streifen. Grund hierfür ist die Fadenführung beim Stricken. Beim unteren Streifen liegt der blaue Faden vorne und der gelbgrüne hinten auf dem Finger. Beim oberen Streifen habe ich die Fäden gewechselt.
Die beiden Musterstreifen zeigen, dass die Fadenhaltung das Muster sehr beeinflussen kann. Viele Stricker wollen bewusst das Muster hervorheben. Dann läuft die Musterfarbe vorne und die Hintergrundfarbe hinten über den Finger. Das Resultat sieht aus, wie der untere Streifen. Andererseits verschlucken hier die großen Maschen die kleine gelbgrüne Raute im Inneren der blauen Raute, was vielleicht nicht gewollt ist. Dann sollte vielleicht doch die Fadenführung geändert werden.
Welcher Faden vorne und welcher hinten über den Finger geführt wird, kann man letztendlich nur rausfinden, indem man es mit einer Maschenprobe ausprobiert.
Eines solltet ihr allerdings immer machen: Habt ihr euch für eine dominante Farbe entschieden, dann gilt das für das gesamte Strickstück. Ein Wechsel fällt in der Regel auf.
Die richtige Spannung bei den Spannfäden
Die Spannfäden auf der Rückseite sollten eine gleichmäßige Spannung haben. Zu locker lässt das Strickbild nicht schön erscheinen. Zu fest zieht das Muster zusammen. Lass also den Spannfaden hinter dem Strickstück einfach mitlaufen und ziehe die eben gestrickten Maschen vor dem Farbwechsel etwas auseinander. Dann solltest du die richtige Spannung erzielen.
Noch ein kleiner Tipp zum Jaquardmuster stricken!
Ich habe mich lange nicht an das Jacquardmuster stricken herangetraut. Als mir dann immer mehr bunte Strickprojekte begegneten, wollte ich es unbedingt lernen. Anfangs habe ich ganz verkrampft den Faden gehalten. Das Resultat war leider auch nicht besonders ansehlich. Aber ich erhielt den Tipp
Üben, üben, üben und nicht aufgeben.
Ich hab es gemacht und jetzt ist das Jacquardmuster stricken für mich kein Hexenwerk mehr, sondern macht total viel Spaß! Dir wünsche ich auch, dass du Freude daran findest.
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