Dreieckstuch stricken einfach gemacht? Ein Erfahrungsbericht zur Vicky-Anleitung
Das Dreieckstuch Vicky ist ein besonderes Tuch, denn in der sockshype-Anleitung wird dem Stricker die Möglichkeit gegeben, selber kreativ zu sein und so seine eigene, ganz individuelle Vicky zu stricken. Dabei wird in der Anleitung das Grundgerüst vorgestellt, um das Dreieckstuch Vicky zu stricken, einschließlich der integrierten Spitzenkante sowie verschiedenen Mustern. Der Stricker kann diese Muster ganz nach Belieben kombinieren oder auch andere Muster verwenden.
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Kathrin Situmorang hat das Dreieckstuch Vicky bereits zweimal gestrickt und uns ihren Erfahrungsbericht sowie wunderschöne Fotos zugeschickt. Aber lest doch einmal selber:
Erfahrungsbericht von Kathrin Situmorang
Viel braucht es nicht, um ein ansehliches Dreieckstuch Vicky zu stricken – Wolle (laut Anleitung ca. 250g bei einer Lauflänge von 940m) eine Rundstricknadel 4,5 mm und natürlich die Anleitung, die auch als praktischer pdf-Download für ein paar Euro angeboten wird.
Bei der Wolle habe ich mich an die angegebene Empfehlung gehalten. Ich mag den vierfädigen Bobbel von casa di lana, wenngleich die Wolle anfangs etwas gewöhnungsbedürftig ist und die Farbwechsel (die einzelnen Fäden sind einfach geknotet) zumeist an ungünstigen Stellen erfolgen, aber damit kommt man mit der Zeit zurecht. Die empfohlenen Prym Ergonomics 3.0 Rundstricknadeln sind einfach nicht für mich gemacht, meine alten 120 cm langen KnitPro Symfonie Rundstricknadeln in gleicher Stärke sind eingestrickt und haben das Experiment mehr oder weniger tadellos durchgehalten. Sonst braucht es unbedingt noch einen einzigen Maschen-Markierer. Eigentlich hasse ich die Dinger und merke mir Umbruch Stellen lieber, dieses Mal hat mich der Markierer bis fast zum bitteren Ende stur begleitet, um das Tuch von der Spitzenkante zu trennen. Das Dreieckstuch Vicky verzeiht viele Fehler, einen verpassten Übergang leider nicht. Und wer, wie ich, nicht gut auftrennen kann, sollte an dieser Stelle nicht sparen. Die Anleitung braucht es eigentlich nur am Anfang, irgendwann kann man sie getrost weglegen.
Denn Vicky ist nichts für Anleitungs-Liebhaber, für Zähler (ok, bei den Mustern muss man zählen) und Kontrollfreaks.
Kathrin Situmorang, hat das Dreieckstuch Vicky gestrickt
Ich wüsste noch nicht einmal, wie viele Maschen an der breitesten Stelle auf der Nadeln waren. Und ich bin mir sicher, wenn Barbara von sockshype und ich mal durchzählen würden, wir kämen weder auf die gleiche Maschenzahl noch auf die gleiche Reihenzahl. Macht aber gar nichts, Vicky erlaubt das.
Das blau-grüne Dreieckstuch Vicky
Wie in der Anleitung habe ich mit der blau-grünen Vicky und den beschriebenen Mustern begonnen.
Es brauchte ein paar wenige Stunden, um das Grundprinzip zu verstehen und um ein Gefühl für Vicky zu bekommen. Meine blau-grüne Vicky hat dennoch einen „Fehler“ in der Spitzenkante, der nach der Hälfte des Tuches einfach nicht mehr zu korrigieren war. (Statt Fehler könnte ich auch einfach „Abwandlung“ schreiben, denn wenn ich meine blau-grüne Vicky einfach so weiterstricke wird es niemandem wirklich auffallen.)
Ein zweites Dreieckstuch Vicky in Schwarz-Grau
Da ich jedoch unbedingt eine ganze Vicky korrekt nach Anleitung stricken wollte, habe ich mir für den Sommerurlaub am Meer einen neuen schwarz-grauen Bobbel und eben noch einmal die Anleitung mitgenommen, dazu mein heiß geliebetes altes Strickbuch mit unzähligen Mustervorschlägen. Wer, wie ich, mit wenigen Maschen auf einer langen Rundstricknadel nicht zurecht kommt, kann am Anfang auf ein Paar lange Jackennadeln der gleichen Stärke ausweichen. Irgendwann werden es zu viele Maschen und zu viel Gewicht, spätestens dann habe ich zur Rundstricknadel gewechselt. Auf dem „Rückweg“ bei den Abnahmen das gleiche Vorgehen, die letzten Maschen habe ich auf meine Jackennadeln umgelagert, um nicht zu locker zu stricken.
Die Anleitung bietet alles, was man zum Stricken einer einfachen Vicky braucht und ist meiner Meinung nach absolut anfängertauglich. Für das Grundprinzip braucht es kaum mehr, als linke und rechte Maschen, einfache Umschläge und die Fähigkeit, zwei oder drei Maschen auf verschiedene Arten zusammen zu stricken. Alles ist gut beschrieben und schaffbar! Auch einfache Muster lassen sich mit diesen Basiskenntnissen schon stricken. Fortgeschrittene können sich mit schwierigeren Mustern austoben.
Grundprinzip und Anfang der Vicky sind prima beschrieben und es dauert nicht lange, bis man sich an die erste Musterreihe wagt. Ab dann stehen einem alle Möglichkeiten offen.
Wer sich nicht, wie ich, planlos in das Experiment stürzen möchte, sollte sich zu Beginn vielleicht kurz Gedanken darüber machen, wie Vicky am Schluß aussehen könnte. Soll es eine Musterfolge werden, die sich bei den Abnahmen im zweiten Teil wiederholt? Dann ist es sicherlich empfehlenswert, sich ein paar Notizen zu den verwendeten Mustern und (!) Übergängen zu machen, um sich später genau erinnern zu können. Wer, wie ich, einfach drauflos strickt und zunächst wenig Gedanken an eine mögliche Symmetrie verschwendet, kann frei wählen und ausprobieren. Beides hat seinen Reiz, und wer weiß, vielleicht wird meine nächtse Vicky streng symmetrisch im Aufbau.
Bei der Musterauswahl aus meinem Strickbuch habe ich immer zunächst nach der Musterbreite geschaut. Dabei empfand ich den ersten Teil des Tuches, in dem man kontinuierlich zunimmt, viel einfacher zu planen, denn es ist immer „genug Maschenbreite“ vorhanden (da man mit jeder Hinreihe eine Masche zunimmt). Im zweiten Teil, wenn man mit jeder Hinreihe eine Masche abnimmt, muss man schon besser kalkulieren. Man sollte bei der Gestaltung seines Tuches also von Anfang an auch den zweiten Teil etwas im Blick haben, wobei das bei streng symmetrischen Tüchern weniger ein Problem sein sollte.
Im Nachhinein gefallen mir schlichte kleine Muster besser, als die großen, aber das ist Geschmackssache.
Die in der Anleitung „mitgelieferten“ Musteranregungen sind ein guter Anfang und reichen sicherlich auch für eine hübsche Vicky aus, es spricht allerdings nichts dagegen, schon bald auf eigene Suche zu gehen.
Mein Fazit
Wer keine Angst vor der eigenen Kreativität hat, gerne Neues ausprobiert und auf der Suche nach einem ganz individuellen, ansehnlichen und für die kommende kalte Jahreszeit überaus nützlichen Weihnachtsgeschenk ist, sollte sich unbedingt an einem Dreieckstuch Vicky versuchen – es lohnt sich wirklich!
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Musste schmunzeln beim Text lesen, fand mich darin wieder, wird es während d stricken zu langweilig, ändere ich auch mal Muster und Farbverläufe spontan..auch wenn es zum Schluss
anderst wird, das sehe nur ich selbst und mir muss es gefallen für Nichtstricker sieht es immer toll aus ..improvisieren ist alles…
Hallo Monika, schön, was du in deinem Kommentar schreibst. Ich kann dich gut verstehen. Denn selber stricke ich selten nach einer fertigen Anleitung – und wenn, dann kommt auch hier garantiert nicht das gleiche Tuch wie in der Anleitung heraus. Deshalb habe ich dieses Tuch so entwickelt, dass es nicht langweilig wird, sondern der Stricker eigene Ideen einbringen kann. Das Resultat ist dann immer ein ganz individuelles Tuch. Und vielleicht kann ich so, auch andere Stricker zu weiteren Improvisationstaten motivieren.
Jedenfalls werde ich gleich Kathrin auf deinen Kommentar aufmerksam machen. Sie wird sich darüber bestimmt freuen.
Liebe Grüße
Barbara