Fäden vernähen bei rutschigem Garn
Zuletzt hatte ich dir verschiedene Techniken gezeigt, wie du wunderbar Fäden vernähen kannst. Als eine Herausforderung erweist sich allerdings das Fädenvernähen bei rutschigem Garn. Baumwolle, Seide, Viskose oder glatte Kunstfasern haben die Tendenz sich nach einer Zeit wieder zu lösen.
Wollige Fasern haben auf ihrer äußeren Schicht eine Schuppendecke, die sog. Cuticula. Sie bewirkt, dass sich die Fasern miteinander verhaken. So lösen sich vernähte, wollige Fäden auch nicht mehr aus dem Gestrick. Bei glatten, rutschigen Garnen dagegen gibt es nichts, was die zu vernähenden Fäden automatisch festhält. Doch auch hierzu gibt es Lösungen. Nachfolgend erkläre ich, wie ich rutschige Garne vernähe. Es ist zwar etwas Mehrarbeit. Aber es lohnt sich, um nach stundenlanger Handarbeit Enttäuschungen zu vermeiden.
Grundsätzliches zum Vernähen eines rutschigen Fadens
Teile den Faden, der vernäht werden soll, in zwei gleich dicke Teile.
Fädle einen Teil in die Vernähnadel und schiebe auf der Rückseite des Strickstücks die Nadel zunächst in die eine, dann in die andere Richtung. Das gleiche machst du auch mit dem zweiten Faden. Allerdings arbeitest du jeweils in die entgegengesetzten Richtungen. Zum Schluss sollen sich beide Fäden wieder treffen. Um sie dann weiter zu sichern, verknotest du beide Fäden. Nun versteckst du den Knoten im Inneren einer Masche und schneidest die restlichen Einzelfäden ab.
Damit die Arbeitsabläufe verdeutlicht werden, verwende ich nachfolgend bei meinen Fotos ein andersfarbiges Garn. Des Weiteren nutze ich die Begriffe, die die Bestandteile einer Masche beschreiben, wie Maschenkopf, Maschenschenkel und Maschenfuß, sowie Maschenstäbchen.
Exkursion – Doppelter Knoten
Lege den rechten Faden über den linken.
Schiebe den rechten Faden von hinten durch die Schlinge nach vorne.
Ziehe beide Fäden zu einem ersten Knoten.
Dieser erste Knoten kann sich wieder auflösen. Deshalb kommt ein zweiter Knoten hinzu. Lege dafür den linken Faden über den rechten.
Schiebe den linken Faden von hinten durch die Schlinge und ziehe auch diesen Knoten fest.
Fertig ist der doppelte Knoten.
Fäden bei rutschigem Garn im Rippenmuster vernähen
Du hast, wie im allgemeinen Teil beschrieben, den Faden, der vernäht werden soll, in zwei Teile geteilt.
Ein Fadenstück fädelst du in die Nadel ein.
Du befindest dich auf der Rückseite. Schiebe die Nadel von rechts kommend durch die übereinanderliegenden rechten Maschenschenkel des dem Faden am nächsten liegenden Maschenstäbchen mit rechten Maschen. Verwende nach Möglichkeit viele Maschenschenkel.
Ziehe die Nadel heraus und den Faden nach.
Fädle den zweiten Fadenteil in die Nadel und schiebe diese durch die linken Maschenschenkel des bereits zuvor verwendeten Maschenstäbchens. Arbeite hier die gleiche Anzahl wie beim ersten Faden.
Wieder ziehst du den Faden nach und anschließend den Fadenrest aus dem Nadelöhr.
Beide Fadenteile verknotest du anschließend mit einem doppeltem Knoten. Fädle beide Restfäden ein weiteres Mal zusammen in die Nadel.
Schiebe diese nun durch einen Maschenschenkel des Maschenstäbchens zurück, bis der Knoten unter dem ersten Maschenschenkel verschwunden ist.
Fäden vernähen am Rand eines Strickstücks
Hast du die Fadenwechsel an den Anfang eines Strickstücks gelegt, so kannst du die Fäden in der Randmasche vernähen. Arbeite auch hier auf der Rückseite des Strickstücks.
Teile deinen Restfaden, fädle einen davon in die Vernähnadel und schiebe diese wie beim Rippenmuster durch ca. 8 linken Maschenschenkel der Randmaschen.
Wechsle die Nadel zum zweiten Fadenteil und führe sie durch ca. 8 Maschenschenkel der Randmaschen auf der rechten Seite.
Verknote die beiden Fadenteile mit einem doppelten Knoten.
Fädle beide Restfadenteile zusammen in die Nadel und schiebe sie zurück durch einen der Maschenschenkel der Randmasche bis der Knoten versteckt ist.
Meist gibt es ja beim Fadenwechsel einen End- und einen Anfangsfaden. Vernähe den Anfangsfaden indem du die Nadel wie beschrieben nach unten – ausgehend von der Stelle des Fadenwechsels – führst. Den Endfaden vernähst du genauso, nur dass du die Nadel von der Stelle des Fadenwechsels nach oben schiebst.
So vernähst du einen glatten Faden mitten im Strickstück
Teile den Faden in zwei Teile und fädle einen von ihnen in die Vernähnadel. Schiebe diese – ausgehend von der Stelle des Fadenwechsels – auf der Projektrückseite durch 5 oder mehr Maschenköpfe jeweils eine Reihe höher und eine Masche versetzt nach links.
Ziehe den Faden nach.
Anschließend wechselst du die Richtung und arbeitest die Nadel durch die gleiche Anzahl an Maschenköpfen diagonal nach rechts oben.
Ziehe den Faden durch die Maschenköpfe und entferne die Nadel.
Die Nadel mit dem zweiten Faden schiebst du durch die gleiche Anzahl an Maschenköpfen diagonal nach rechts oben.
Nachdem du den Faden nachgezogen hast, wechselst du die Richtung nach links oben.
Es ergibt sich eine Raute, bei der sich beide Fäden treffen. Nachfolgend verknotest du beide Fadenteile mit dem doppeltem Knoten.
Fädle nun beide Fadenteile in das Nadelöhr und schiebe die Nadel diagonal durch mehrere Maschenköpfe.
Wenn du an dieser Stelle einen Anfangs- und einen Endfaden vernähen musst, arbeitest du für den zweiten Faden auf die gleiche Weise eine weitere “Raute” . Nur diesmal befindet sich die Raute unterhalb der Stelle, an der der Faden angesetzt wurde. Die Arbeitsschritte sind die gleichen, wenn du einfach dein Strickstück um 180° drehst.
Vernähe Fäden in krausrechts gestricktem Projekt
Bei krausrechtem Muster nutzt du ebenfalls die Rückseite. Du kannst die Fäden zwischen zwei Rippen verschwinden lassen. Teile wieder den Faden in zwei Teile. Wähle über mehrere Maschen den rechten oder linken Maschenschenkel und schiebe die Nadel samt Faden hindurch.
Ziehe den Restfaden aus dem Nadelöhr.
Fädle den zweiten Teil des Fadens in die Nadel ein. In der gleiche Rippe, wie zuvor, führst du die Nadel durch die unteren rechten oder linken Maschenschenkel.
Ziehe den Faden durch die Maschenschenkel und entferne die Nadel. Verknote beide Fadenteile mit einem doppeltem Knoten.
Fädle beide Fadenteil in die Vernähnadel und schiebe die Nadel durch das nächste Maschenköpfchen oder -füßchen in die Reihe darüber.
Die Nadel mit beiden Fadenteilen schiebst du durch die linken oder rechten Maschenschenkel eine Reihe höher zurück bis zur Ausgangsstelle.
Fäden vernähen bei rutschigem Garn – Fazit
Das Vernähen von rutschigen Garnen kann eine Herausforderung sein, aber mit den richtigen Techniken und ein wenig Geduld lassen sich hervorragende Ergebnisse erzielen. Das Teilen des Fadens und das Vernähen in verschiedene Richtungen sowie das Verknoten zur Sicherheit – all das trägt dazu bei, dass dein Projekt langlebig und stabil bleibt. Probiere es aus. So kannst du sicherstellen, dass deine Handarbeiten nicht nur schön aussehen, sondern auch lange halten.
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