Das Vernähen von Fäden ist eine unverzichtbare Aufgabe beim Stricken. Denn sie stellt sicher, dass lose Fadenenden fest im Strickstück verankert sind und sich beim Tragen und Waschen nicht lösen.
Natürlich gibt es Methoden direkt beim Ansetzen eines neuen Knäuels, die das Vernähen überflüssig machen können. Diese Techniken haben wir bereits hier vorgestellt. Allerdings ist das Vernähen oft die weniger auffällige Methode, die sicherstellt, dass die Fäden fest im Strickstück fixiert sind.
Es gibt zahlreiche Techniken, um Fäden zu vernähen. Je nach Muster, Garnart und Projekt variieren die Methoden. Befrage Stricker*innen, wie sie ihre Fäden vernähen, in der Regel haben alle ihre Favoriten, die gut funktionieren. Deshalb zeige ich dir nachfolgend meine Methoden. Doch zuvor musst du wissen:
Was benötigst du zum Fäden vernähen?
Um Fäden zu vernähen brauchst du nur wenig Zubehör, eine Wollnadel mit großem Nadelöhr und eine Schere.
Ein kleiner Tipp, bevor es losgeht:
Das Einfädeln des Fadens gelingt ganz einfach, wenn du den Faden zu einer Schlaufe legst und diese durch das Öhr schiebst.
Einige Stricker empfehlen auch ein Stückchen Zahnseide. Diese schiebst du ebenfalls als Schlinge durch das Öhr. Anschließend führst du den Wollfaden durch die Zahnseide-Schlinge und ziehst an beiden Enden des Zahnseide-Fadens. Schwupps ist der Faden eingefädelt.
Das Faden vernähen allgemein
Um Fäden unsichtbar zu vernähen, bietet sich die Rückseite des Strickstücks an. Nur bei Projekten, die beidseitig genutzt werden, wie beispielsweise bei einem Schal, solltest du ein neues Knäuel nach Möglichkeit am Anfang einer Reihe ansetzen. Anfangs- und Endfäden vernähst du in diesem Fall im Rand. Dazu später mehr.
Damit die Arbeitsabläufe verdeutlicht werden, verwende ich bei meinen Fotos ein andersfarbiges Garn. Des Weiteren nutze ich die Begriffe, die die Bestandteile einer Masche beschreiben, wie Maschenkopf, Maschenschenkel und Maschenfuß, sowie Maschenstäbchen.
Vernähen von Fäden im Rippenmuster
Als Rippenmuster bezeichnet man Muster, die Maschenstäbchen aus rechten und linken Maschen aufweisen. Dabei kann die Anzahl der gleichen Maschenstäbchen nebeneinander variieren. 1/1 bedeutet, nach dem Maschenstäbchen aus rechten folgt gleich eines mit linken Maschen. Bei 2/2 liegen immer jeweils zwei Maschenstäbchen aus rechten und zwei aus linken Maschen nebeneinander. Oftmals nutzt man sie als Bündchen, da sie eine gewisse Elastizität aufweisen. Um Fäden in diesem Muster zu vernähen, gehst du wie folgt vor:
Drehe dein Strickstück so, dass die Rückseite nach vorne zeigt. Wähle das dem Faden nächst gelegene Maschenstäbchen mit rechten Maschen aus. Schiebe die Spitze der Wollnadel von rechts kommend durch die übereinanderliegenden rechten Maschenschenkel. Dabei windest du die Nadel praktisch von Masche zu Masche nach oben.
Nach 5 oder mehr Maschen, ziehst du die Nadel heraus und den Faden nach bis er sich von Beginn an locker gespannt in den Maschenschenkeln befindet.
Damit sich der Faden wirklich nicht löst, schiebst du die Nadel mit dem Faden nun noch einmal von oben durch die linken Maschenschenkel zurück. Bei einem Bündchen stoppe eine Masche vor dem Bündchenrand. Sonst könnte der später abgeschnittene Fadenrest möglicherweise herausgucken.
Jetzt kannst du den Faden abschneiden.
Der Faden in der gleichen Farbe des Rippenmusters ist in dem Maschenstäbchen gut versteckt und gesichert.
Fäden vernähen am Rand eines Strickstücks
Hast du die Fadenwechsel an den Anfang eines Strickstücks gelegt, so kannst du die Fäden in der Randmasche vernähen. Arbeite auch hier auf der Rückseite des Strickstücks.
Meist gibt es ja beim Fadenwechsel einen End- und einen Anfangsfaden. Vernähe den Anfangsfaden indem du die Nadel nach unten – ausgehend von der Stelle des Fadenwechsels – führst. Den Endfaden vernähst du genauso, nur dass du die Nadel von der Stelle des Fadenwechsels nach oben schiebst. Dadurch werden die Fäden gleichmäßig verteilt. Schiebe dazu die Nadel durch fünf oder mehr Maschenschenkel der Randmasche, ähnlich wie beim Rippenmuster.
Nachdem du den Faden durch die Maschen gezogen hast, geht es noch einmal zurück. Hier führst du die Nadel durch die anderen Maschenschenkel der Randmasche in umgekehrter Richtung bis zu der Stelle, an der der Faden angesetzt wurde .
Wenn du keine Randmaschen, sondern einen I-Cordrand hast, wie beispielsweise beim Dreieckstuch Swanja, kannst du Anfangs- und Endfäden unsichtbar im Inneren des I-Cord-Rands vernähen. Das Gleiche gilt für den Patentrand, wie beim Männerschal Gesper.
Vernähen von Fäden bei glatt rechts gestrickten Projekten
Hast du bei glatt rechts gestrickten Strickstücken mittendrin einen neuen Faden angesetzt, so entsteht an der Stelle zunächst einmal ein Loch.
Beide Fäden sollten auf der Rückseite vernäht werden. Das beschreibe ich auf zwei verschiedene Weisen, die zudem die Elastizität des Strickstückes nicht beeinflussen.
Fäden vernähen in schräger Richtung
Ausgehend von der Stelle, an der der Fadenwechsel stattgefunden hat, empfehle ich dir, den Anfangs- und den Endfaden über Kreuz zu vernähen, damit das Loch ganz sicher geschlossen ist.
Fädle den Endfaden in die Wollnadel. Schiebe sie ausgehend von der Stelle des Fadenwechsels durch die 3 oder mehr Maschenköpfe jeweils eine Reihe höher und eine Masche nach rechts. Alternativ kannst du auch die Maschenfüße statt der Maschenköpfe wählen.
Ziehe den Faden durch die Maschen. Damit sich der Faden nicht löst, änderst du die Richtung und schiebst die Nadel durch die Maschenköpfe diagonal nach rechts oben oder links unten.
Den Anfangsfaden vernähst du auf die gleiche Weise. Nur schiebst du die Nadel von oben nach rechts unten.
Bei der Sicherung findet ein Richtungswechsel nach links unten oder rechts oben statt.
Die übrig bleibenden Fadenreste schneidest du ab.
Das Vernähen in waagerechter Richtung
Auch diese Technik führst du auf der Rückseite deines Strickstückes durch. Dabei werden die Maschen über zwei Reihen nachgearbeitet.
So vernähst du den Endfaden: Schiebe die Nadel ausgehend vom Fadenwechsel von unten durch das Maschenfüßchen eine Reihe höher und im Anschluss von oben durch das linke Maschenfüßchen daneben. Ziehe den Faden nach. Nun führst du die Nadel von oben durch den Maschenkopf eine Reihe tiefer sowie von unten durch den Maschenkopf links daneben. Auch hier ziehst du den Faden locker nach. Das war die Vorbereitung. Es geht zurück zur oberen Reihe.
(X) Stich von unten in das Maschenfüßchen ein, das du in dieser Reihe zuvor verlassen hast. Schiebe die Nadel weiter von oben durch das Maschenfüßchen links daneben.
Nachdem du den Faden nachgezogen hast, stichst du in der unteren Reihe von oben durch den Maschenkopf, aus dem du zuvor den Faden nach oben geführt hast. Weiter geht es von unten durch das Maschenköpfchen der Masche links daneben. Anschließend ziehst du den Faden nach.
Die Arbeitsschritte unter (X) beschrieben führst du insgesamt 5 – 6-mal durch.
Der Anfangsfaden wird vernäht: Grundsätzlich arbeitest du nun in die andere Richtung. Damit du nicht umdenken musst, dreh einfach dein Strickstück um 180°. Jetzt kannst du den Anfangsfaden genauso vernähen wie den Endfaden.
Vernähe Fäden in krausrechts gestricktem Projekt
Bei krausrechtem Muster nutzt du ebenfalls die Rückseite. Gibt es einen Fadenwechsel mit Anfangs- und Endfaden vernähst du beide Fäden separat. Du kannst die Fäden zwischen zwei Rippen verschwinden lassen. Wähle über mehrere Maschen den rechten oder linken Maschenschenkel und schiebe die Nadel samt Faden hindurch.
Um den Faden zu sichern, führst du die Nadel durch ein Maschenfüßchen eine Reihe höher. Anschließend schiebst du sie über die mehrere Maschen durch den linken oder rechten Maschenschenkel entgegen der zuvor gearbeiteten Richtung.
Fazit
Wenn du das Fäden vernähen nicht als lästige Pflicht ansiehst, kannst du es sogar als Form der Entspannung nutzen. Schaffe dir eine gemütliche Atmosphäre, mach dir deine Lieblingsmusik oder einen interessanten Podcast an und lass jedes überschüssige Fädchen verschwinden. Du kannst dir sicher sein:
Das Strickstück ist bald fertig!
Schiebe die Aufgabe nicht auf die lange Bank, denn bald schon kannst du dein Strickteil tragen.
Mit der richtigen Technik bist du gewiss, die Fäden sind sicher befestigt und werden sich nicht mehr auflösen.
Musst du viele Fäden vernähen, lege schon zwischendurch Strickpausen ein und vernähe bereits angefallene Fäden. Dann sind zum Schluss die restlichen Fäden nur noch ein Klacks.
Dankeschön!
Liebe Uschi,
immer gerne. Ich hoffe, du findest hier auf sockshype noch weitere hilfreiche Tipps.
Wollige Grüße
Barbara