Mützen, Handschuhe, Socken und vieles mehr stricken wir in der Regel in Runden. Dazu nutzen wir verschiedene Nadelsysteme. Beim Rundenstricken sind der Maschenanschlag und die ersten drei, vier Runden der schwierigste Teil. Bei Anfängern, manchmal auch bei erfahrenen Strickern kann beim Weiterstricken ein unschönes Problem auftreten, nämlich Lücken am Übergang der einzelnen Nadeln. Dabei ist es gar nicht so schwer, solche Gässchen und Leitern zu vermeiden.
Gässchen sind säulenartige, kleinere Lücken, die oftmals bei der ersten Wäsche wieder verschwinden. Doch leider nicht immer. Sind die Lücken größer, werden die Querfäden zwischen den beiden Maschen sichtbar. Da der Wechsel Runde für Runde immer an der gleichen Stelle stattfindet, erscheinen hier alle Querfäden wie die Sprossen einer Leiter. Ein Entspannungsbad hilft hier definitiv nicht.
Können Gässchen und Leitern bei jedem Nadelsystem zum Rundenstricken entstehen?
Der Gebrauch vom Nadelspiel, zweier Rundstricknadeln sowie von Trio-Nadeln sind die Nadelsysteme, bei denen ein Nadelwechsel stattfindet. Hier können Gässchen und Leitern auftreten. Auch bei der Arbeit mit einer Rundstricknadel mit der Magic Loop Technik ist das Problem bekannt. Bei den Neko Bambus Flex habe ich diese Erfahrung noch nicht gemacht. Grund dafür ist, dass durch die Form und die Festigkeit der Nadeln keine allzu großen Maschenabstände beim Nadelwechsel entstehen.
Ein weiteres Nadelsystem, bei dem auf keine Fall Lücken im Gestrick entstehen, ist das Sockenwunder. Alle Maschen befinden sich nämlich gleichmäßig auf einer einzigen Nadel. Ein Nadelwechsel ist nicht notwendig.
Warum entstehen die Gässchen und Leitern überhaupt?
Erst wenn du verstehst, warum diese Unregelmäßigkeiten auftreten, kannst du dem entgegenwirken. Grundsätzlich liegen die Maschen in gleichmäßigem Abstand auf den einzelnen Nadeln. Beim Übergang von einer zur anderen Nadel ist der Abstand der Maschen vergrößert. Nicht immer gelingt es, durch das feste Anziehen der ersten Masche den Abstand zu reduzieren. Aber schauen wir uns das bei den einzelnen Nadelsystemen einmal an:
Das Nadelspiel
Die Maschen sind gleichmäßig auf vier Spielnadeln verteilt. In der Runde stehen jeweils zwei Nadeln nahezu in einem rechten Winkel zueinander. Hierdurch ist die Lücke zwischen der letzten Masche der einen Nadel und der ersten Masche der zweiten Nadel recht groß. Hinzu kommt noch, dass dich möglicherweise die Nadel mit den Maschen, die du bereits gestrickt hast, beim Stricken stört. Also drückst du die Nadelspitze der Nadel ein wenig nach unten. Das macht allerdings die Lücke noch größer.
Zwei Rundstricknadeln und Trio-Spielnadeln
Arbeitest du mit zwei Rundstricknadeln oder den Trio-Spielnadeln hast du die Maschen je zur Hälfte auf jeweils eine Nadel verteilt. Im Wechsel strickst du nacheinander die Maschen der einen Rundstricknadel und im Anschluss die Maschen der zweiten Rundstricknadel ab. Beim Wechsel der Nadeln schiebst du die Maschen, die du gerade gestrickt hast, auf das Seil. Die Nadelspitzen der unbearbeiteten Nadel weisen durch das Eigengewicht nach unten. Auch wenn das Gewicht der Nadelspitzen gering ist, ziehen sie dennoch an den Nadelübergängen die Maschen auseinander. Gässchen und Lücken können so beim Weiterstricken entstehen.
Die Rundstricknadel und die Magic Loop Technik
Bei der Magic Loop Methode nimmst du zunächst alle Maschen auf eine Rundstricknadel auf. Bevor du die Maschen zur Runde schließt, ziehst du das Seil zwischen der Hälfte der Maschen wie eine Schlinge heraus. Die Schlinge wirkt wie eine Feder. Je kleiner die Schlinge ist, je stärker dehnt sich die Lücke zwischen den Maschen auf. Du strickst immer eine Maschenhälfte ab, während die andere Hälfte auf der Schlinge des Seils der Rundstricknadel ruht. Hast du die eine Hälfte abgestrickt, arbeitest du die zweite Hälfte. Bei diesem Wechsel kann – bedingt durch die Schlinge – ein Gässchen entstehen.
Wie kannst du Gässchen und Leitern vermeiden?
Du weißt nun, wie die Lücken entstehen. Jetzt gilt es, Gässchen und Leitern entgegenzuwirken, zu vermeiden.
Gässchen und Leitern vermeiden beim Stricken mit dem Nadelspiel
Zunächst einmal solltest du die bereits gestrickte Nadel und die Nadel, die du gleich abstricken möchtest, so in eine Linie legen, als wenn du die neuen Maschen auf die alte Nadel aufstricken willst. Das machst du natürlich nicht, sondern legst die Arbeitsnadel parallel vor die alte Nadel. Jetzt strickst du von der linken Nadel die erste Masche auf die Arbeitsnadel. Dabei ziehst du den Arbeitsfaden feste an. Stricke noch eine weitere Masche. Jetzt hast du einen perfekten Übergang zwischen den beiden Nadeln geschafft. Es ist keine Lücke mehr zwischen den Maschen. Anschließend strickst du mit der Arbeitsnadel auf gewohnte Weise die Maschen der linken Nadel ab – bis zum nächsten Nadelwechsel.
Sobald du die erste Masche gestrickt hast, ziehst du den Arbeitsfaden feste an. Stricke nun eine zweite Masche.
Gässchen und Leitern vermeiden beim Stricken mit dem zwei Rundstricknadeln oder Trio-Spielnadeln
Wir hatten ja festgestellt, dass die Maschen der derzeit nicht bearbeiteten Nadel auf dem Seil geparkt werden. Die Nadelspitzen hängen durch das Eigengewicht nach unten. Damit keine Lücke entsteht, nimmst du beim Stricken mit zwei Rundstricknadeln das Seil mit den zuletzt gestrickten Maschen und legst sie vor die Arbeit (s. Foto). Von den Trio-Spielnadeln nimmst du die herunterhängende Nadelspitze neben der Masche, die du jetzt abstricken möchtest, hoch und legst sie vor die andere Nadel. Mit der Arbeitsnadel strickst du die erste Masche ab. Ziehe den Faden fest an. Die neue Masche liegt fast neben der zuvor gestrickten Masche auf der anderen Nadel, besser gesagt auf dem Seil der anderen Nadel. Nun strickst du eine weitere Masche. Ziehe noch einmal den Arbeitsfaden fest an. Sollte sich die erste Masche wieder ein wenig gelöst haben, wird sie nun noch einmal gespannt.
Gässchen und Leitern vermeiden beim Stricken mit einer Rundstricknadel und der Magic Loop Technik
Zunächst einmal solltest du beim Stricken mit der Magic Loop Technik eine Rundstricknadel mit einem langen Seil – mindestens 80 cm lang – arbeiten. Dadurch kannst du das Seil auf beiden Seiten großzügig zur Schlinge legen. Hast du die Maschen einer Schlinge abgearbeitet, schiebst du diese weit auf das Seil zurück. Des Weiteren ziehst du die Maschen der bisher nicht bearbeiteten Schlinge auf die Nadelspitze. Mit der anderen Nadelspitze greifst du die erste Masche und ziehst sie so fest an, dass der Arbeitsfaden sie direkt neben die zuletzt gestrickte Masche auf dem Seil zieht. Halte die Spannung auf dem Arbeitsfaden und stricke gleich eine zweite Masche hinterher. Dadurch gibt es hier keine Lücke. Gässchen und Leitern werden vermieden.
Egal mit welchem Nadelsystem du deine rundgestrickten Projekte arbeitest, Gässchen und Leitern sollte es mit diesem Stricktipp nicht mehr geben, sondern ein gleichmäßig schönes Strickbild.
Wirklich sehr hilfreich, vielen Dank!
Hallo Andrea, gerne. Ich freue mich immer, wenn mein Beitrag weiterhilft.
Viele Grüße
Barbara