Herzenssache – ein Verein, der für Sternchen und Frühchen näht
GASTBEITRAG – Vor einiger Zeit bin ich von einer Schwimm- und Strickfreundin zu “Herzenssache” eingeladen worden. Erst einmal bin ich ziemlich unbedarft an die Sache herangegangen und habe spontan zugesagt. Dann habe ich mir die Homepage angeguckt. Und mich dann entschieden, hier zu helfen.
Herzenssache – Nähen für Sternchen und Frühchen e. V.
40 Wochen dauert in der Regel eine Schwangerschaft und die Freude ist groß, wenn ein gesundes Kind die Welt erblickt. Doch leider wird jedes 10. Neugeborene zu früh geboren. Für diese Eltern beginnt eine Zeit des Hoffens und Bangens, denn Frühchen sind noch nicht komplett ausgereift. Gott sei Dank hat der überwiegende Teil der oftmals sehr kleinen Kinder aufgrund der modernen Medizin große Überlebenschancen.
Der Verein Herzenssache möchte den Eltern in der zermürbenden Zeit im Krankenhaus kleine Lichtblicke schenken. Was im Juni 2015 als kleines Projekt begann, hat sich zu einem anerkannten und gemeinnützig eingetragenen Verein entwickelt. Mittlerweile nähen, stricken, häkeln und werkeln rund 1.300 ehrenamtliche Mitstreiter. So entstehen Babysachen, die kostenfrei an Geburtskliniken gegeben werden. Wie schön ist es für die Eltern, wenn sie ihr Baby in farbenfroher und vor allem passender Kleidung im Arm halten. Dabei wissen sie, dass da Menschen im Hintergrund sind, die ihnen mit dem hübschen, genähten Strampler oder dem gestrickten Jäckchen zwar nicht ihre Ängste und Sorgen nehmen, aber ein wenig Freude machen können.
Leider schaffen nicht alle Kinder den verfrühten Start ins Leben. Die Familien erhalten von Herzenssache für ihre Sternchen ebenfalls handgearbeitete Babykleidung und liebevolle Einschlagtücher, damit sie so in Würde ihre verstorbenen Kinder verabschieden können.
Für die fleißigen Helfer werden deutschlandweit Näh- und Stricktreffs veranstaltet, wo neben dem Austausch der handwerklichen Fähigkeiten auch über eigene Erfahrungen gesprochen werden kann. Mitmachen kann jeder.
Spezielle Wolle für Babys – speichelecht
Gesagt, getan. Und so habe ich zum Laptop gegriffen und erst einmal eine Mail an die Firma Zitron geschrieben. Dort war ich im letzten Jahr zum Lagerverkauf, habe eine sehr informative Führung von Herrn Zitron bekommen und wusste daher: die Wolle von Zitron ist speichelecht und daher für Babys geeignet. Schon eine halbe Stunde später hatte ich eine telefonische Zusage und bin in der nächsten Woche bei der Firma vorbeigefahren und habe einen Karton mit Babywolle abgeholt.
Ehrenamtliche nähen, stricken, häkeln und werkeln für die Kleinsten
Der Näh- und Stricktreff fand am 11. Mai 2019 in Schwerte in den Räumen der St. Christophorus Gemeinde statt. Ich war schon auf vielen Treffen – nicht nur zum Handarbeiten – und muss sagen: ich bin stark beeindruckt von der Organisation des Treffens und des Vereins, dessen Hauptsitz und auch das Zentrallager in Berlin sind.
An der Eingangstür wurden wir von einer der Damen vom Orga-Team empfangen. Da ich durch meine Freundin “in guten Händen” war, wurden wir gleich, nachdem ich ein Namensschildchen bekommen hatte, in den großen und hellen Veranstaltungsraum durchgewinkt. Die Tische standen dort in Gruppen für je zehn Personen zusammen. Strom für Nähmaschinen, die jede selbst mitbrachte, gab es ausreichend.
Schnell füllte sich der Raum und alle fingen sofort an zu werkeln. Wer neu war, bekam eine der Damen mit Erfahrung zur Seite gestellt. Die Atmosphäre war sehr gelöst, es wurde viel erzählt, geholfen, erklärt, und schnell wusste ich: hier wird viel gearbeitet, aber noch mehr schafft man zu Hause in Ruhe. Viele der Damen (alle Altersklassen waren vertreten) kamen mit großen Taschen voll Kleidung (hauptsächlich genäht) zur Tür herein. Diese wurde auf einem großen Tisch gesammelt und der Qualitätskontrolle unterzogen.
Frühchenkleidung untersteht besonderen Anforderungen
Denn Frühchenkleidung muss besonderen Anforderungen unterstehen: nicht nur, dass die Nähte weich und elastisch sind (die Haut ist besonders empfindlich), selbstverständlich dürfen keine Nadeln zurückbleiben, aber auch keine noch so kleinen Fädchen, die eingeatmet oder verschluckt werden könnten, dürfen an den Sachen sein. Auch Knöpfe werden nicht angenäht, lieber sind Bänder für Schleifen gesehen.
Genäht wurden nur die bereits erprobten Schnittmuster. Musterstücke hingen auf einer Leine über den Stoffkisten, aus denen man bereits zugeschnittene Stoffe herausnehmen konnte. Und natürlich durfte hier jede frei wählen…
Neben der Kleidung für Frühchen werden noch Sternenbötchen hergestellt, zu denen Andenken für die Eltern gehören. Oder Taufkleider, die aus Brautkleidern hergestellt werden. Außerdem kann man auch noch kleine Decken nähen oder Pucksäcke sowie Inkubatorbeutel oder Dufttücher.
Workshops zum Erlernen neuer Techniken
Gegen 13 Uhr wurde ein Workshop angeboten, und nach zwei Stunden kamen die Teilnehmerinnen mit süßen Bodys, an denen nur noch die Druckknöpfe fehlten, wieder in den Gruppenraum. Diese “Technik-Workshops” finden regelmäßig statt. Beim nächsten Treffen im August ist es ein Origami-Kurs, um Karten zu basteln.
Ein Buffet zur Stärkung der Teilnehmer
Zur Stärkung ging man nach nebenan in die Küche, wo die Teilnehmerinnen ein Buffet aufgebaut hatten. Nur “Erstlinge” wie ich brauchten nichts dazu beitragen. Es war auch so ausreichend von allem vorhanden.
Die Spendenwolle war in kürzester Zeit vergeben
Die Häklerinnen und Strickerinnen waren mit einem halben Dutzend von weit über 30 Teilnehmerinnen stark unterrepräsentiert. Es gab einen kleinen Wolltisch mit einem sehr übersichtlichen Angebot. Die dazu gestellte Spendenwolle war in kürzester Zeit vergeben. Gut, dass ich mir drei Knäuelchen vorab reserviert hatte. Auch gab es hier nur wenige Anleitungen. Ich hatte mir eine für ein Babyjäckchen mitgebracht, und musste feststellen, dass mit meiner Maschenprobe bei gleicher Maschenzahl eine Größe 40 entstehen wird. Genau richtig. Die Knöpfe werde ich natürlich weglassen und statt dessen Bindebänder anbringen.
Nach sieben fleißigen Stunden wurde zusammengeräumt. Die Damen gingen noch an den Stoffkisten vorbei und nahmen sich neue Zuschnitte mit, für zu Hause zum Nähen.
Als Fazit dieses Tages bleibt zu sagen
Ein gelungener Tag an der Nähmaschine oder Strick-/Häkelnadel. Alle Materialien (Stoffe, Garn, Wolle) werden gestellt. Fachkundige Hilfe ist stets vorhanden. Eine fröhliche Atmosphäre wie bei allen anderen Handarbeitstreffs, die ich kenne, mit netten Gesprächen. Ich werde bestimmt wieder daran teilnehmen.
Keine Angst! Auch wenn es ein bedrückender Anlass ist, aus dem auf den Treffen gewerkelt wird, ist die Stimmung unter den Teilnehmerinnen doch eher heiter und aufgeschlossen nach dem Motto “Freude und Farbe im Alltag”. Man sieht das Gute in der Arbeit. Und natürlich sind auch die Materialien so gewählt, dass sie die Laune heben. Denn so soll es ja auch für die Frühchen und ihre Eltern sein. Bunte, kuschelige Stoffe und weiche Wolle geben ein besseres Gefühl.
Du willst auch helfen?
Herzenssache ist ein bundesweiter Verein. Bestimmt findest du hier auch einen Treff in deiner Nähe.
Zu erwähnen bleibt noch, dass der Verein mit den Fotografen von “Dein Sternenkind” zusammen arbeitet.
Weitere Fotos über Berits Besuch von Herzenssache findest du auf ihrem Blog.
sockshype: WIR DANKEN BERIT-CHARLOTTE FÜR DIESEN INTERESSANTEN GASTBEITRAG.
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