dreißiggrad_handmade – Ein Blick hinter die Kulissen des Podcasts
Heute habe ich das Vergnügen, mit Claudia zu sprechen, die nicht nur durch ihre vielfältigen Hobbys, sondern auch durch ihren Beruf beeindruckt. Meine Interviewpartnerin ist eine leidenschaftliche Podcasterin, Hobbynäherin und -strickerin. In den Folgen ihres Podcast dreißiggrad_handmade spricht sie mit interessanten Menschen aus der Handarbeitsszene und deckt dabei eine breite Palette von Themen ab, die ihre Zuhörer immer wieder aufs Neue begeistern.
Neben ihrer kreativen Ader ist sie im Hauptberuf als psychologische Psychotherapeutin tätig und spricht in einigen Podcastfolgen gelegentlich über wichtige Themen wie Therapie und Depression. Diese einzigartige Mischung aus Handarbeit und psychologischer Expertise macht ihren Podcast zu etwas ganz Besonderem und Wertvollem.
Freue dich auf spannende Einblicke in die Welt des Podcasts dreißiggrad_handmade.
Herzlich willkommen, liebe Claudia! Schön, dass du dir die Zeit für unser Interview nimmst.
Kannst du dich und deinen Podcast dreißiggrad_handmade kurz vorstellen? Was hat dich dazu inspiriert, deinen Podcast zu starten und was hat es mit dem Namen dreißiggrad_handmade auf sich?
Hallo Barbara, danke für die Einladung. Ich freue mich sehr, dass ich mich hier vorstellen darf. Zunächst zu dreissiggrad_handmade (lieber hätte ich 30Grad handmade….aber zahlen mag das Internet nicht so). Ich bin eine typische „Mama fängt an, zu nähen“-Näherin und habe viel Bio-Jersey vernäht. Bei Geschenken kam immer die besorgte Frage:
Und bei wieviel Grad darf ich das waschen?
Bei 30, war immer meine Antwort. Als ich entdeckt habe, dass man Label erstellen kann, habe ich da 30Grad drauf schreiben lassen, damit man es nicht vergisst. Später mit dem Blog und Instagram wurde aus 30Grad – dreissiggrad_handmade, weil 30 Grad schon besetzt war.
Mit der Pandemie und dem Umzug in eine fremde Stadt habe ich viele Podcasts gehört und musste schnell feststellen, dass es im Nähbereich kaum welche gibt. Die, die es gab und immer noch gibt, haben alle eine Art kommerzielles Interesse. Die liebe Muriel von “Nahtzugabe5cm” hatte keine neuen Folgen mehr gebracht und hat letztes Jahr ihren Podcast völlig offline gestellt. 2020 entschied ich mit meinen Nähmädels aus Göttingen, da ist eine Lücke und die möchte ich gern probieren zu schließen.
So kam im Januar 2021, die erste Folge online. Damals mit Tanja, die mit mir über ihre Depressionen spricht. Mir war wichtig, dass es neben dem klassischen Podcastaufbau im Handarbeitsbereich (also aktuelle Projekte, Pläne etc.) auch immer ein Monatsthema gibt, was einen kleinen Mehrwert für die Zuhörerschaft bietet.
Wie kamst du zum Nähen und Stricken? Welche Rolle spielen diese Hobbys in deinem Leben?
Zum Nähen kam ich ganz klassisch mit der ersten Schwangerschaft. Wir haben unseren Wickeltisch selbst gebaut und es musste eine „maßgeschneiderte“ Auflage darauf. Ich lieh mir die Maschine meiner Mum und nähte aus Wachstuch eine Auflage. Damals nach einem YouTube Video. Eine Freundin gab mir Jerseystoffe und draus nähte ich erste Pumphosen für ihren Sohn und dann bin ich drangeblieben.
Mit einem kleinen Kind zu Hause, ist man abends nicht mehr unterwegs. Also nähte ich und mein Mann lernte sich Gitarre spielen (nein, dass schöne Intro zum Podcast ist nicht von meinem Mann, sondern von meiner sehr talentierten Schwester komponiert und eingespielt). Zum Stricken bin ich gekommen, weil mich die Technik fasziniert hat und weil die Damen vom Frickelcast mich angesteckt haben.
Dein Podcast ist bekannt für die vielfältigen Themen und interessante Gäste. Wie wählst du deine Gäste aus?
Am Anfang waren es Freundinnen, die sich bereit erklärt haben, mit mir zu quasseln. Später traute ich mich auch Menschen anzusprechen, die ich einfach interessant fand. True Fakt: Von 3 – 5 Anfragen bekomme ich zwei Antworten und nur eine Zusage. In meiner Nähgruppe frage ich auch immer, was gehört werden möchte und ich frage auch mal meine Zuhörenden. Besonders begeistert war ich, als ich letztes Jahr aus der Not einen Aufruf auf Instagram gestartet habe, dass ich dringend einen Interview-Partner*in suche. Die Resonanz war so toll.
Gibt es ein Interview oder eine Episode, die dich besonders berührt hat? Warum?
Oh ha, das ist eine schwere Frage, weil mich jede Folge berührt – auf verschiedene Weise. Manche Folgen sind leicht und lustig, andere haben traurige oder schwere Themen und bei manchen Folgen, musste ich die Antworten aus meinem Gegenüber raus kitzeln, andere waren kaum zu bremsen. Ich könnte über jede Folge eine eigene Anekdote verfassen. Ich habe mal eine Umfrage gemacht, welche Folge die Zuhörenden am besten fanden und das war meine Communityfolge, gefolgt von Sarah van Draad als Gästin.
Was sind deine Lieblingsprojekte beim Nähen und Stricken? Hast du ein bestimmtes Projekt, auf das du besonders stolz bist?
In dem Moment, wenn ich an einem Projekt bin, ist es immer das aktuelle Lieblingsprojekt. Geht das anderen eigentlich auch so?
Stolz bin ich auf einen Mantel, den ich mir für meine Hochzeit genäht habe. Da musste ich alle meine Nähskills reinwerfen. Hier könnt ihr das Ergebnis sehen. Beim Stricken bin ich besonders stolz, auf den Weihnachtspulli für meinen Mann. Auch hier musste ich meine ganzen Strickskills in die Waagschale werfen (und das sind noch nicht viele).
Welche aktuellen Trends in der Handarbeitsszene faszinieren dich derzeit besonders?
Sticken und sichtbare und unsichtbare Reparaturen finde ich besonders spannend. Beides möchte ich gern lernen.
Du bist psychologische Psychotherapeutin. Siehst du eine Verbindung zwischen Handarbeit und psychischem Wohlbefinden?
Auf jeden Fall. etwas zu tun, was einen erfüllt, fördert unsere Selbstwirksamkeit und unser Selbstwerterleben. Beides wichtige Ressourcen für mentale Gesundheit. Handarbeiten ist auch ein haptisches Erlebnis, was unsere Sinne anregt und bei Kindern kann es unterstützen, die Frustrationstoleranz und Geduld zu fördern.
Wie können Nähen und Stricken als therapeutische Aktivitäten genutzt werden?
Da sind eher meine Kolleg*innen aus der Ergotherapie gefragt. In der Psychotherapie rege ich Patient*innen oft an, ihren Hobbies wieder nachzugehen, auch wenn die Lust erstmal nicht da ist. Lust stellt sich oft beim Machen ein. Und zu sehen, dass man was erschaffen kann, macht viele Patient*innen stolz. Egal, ob das jetzt Handarbeiten ist oder Gartenarbeit oder eben malen, schreiben…es gibt so viele schöne Sachen.
Was sind deine Pläne für die Zukunft deines Podcasts? Gibt es besondere Themen oder Gäste, mit denen du noch sprechen möchtest?
Der Podcast ist auch für mich ein bisschen Therapie. Ich bin eine Macherin, kann schlecht nichts tun und übertreibe gern im Ausmaß der Dinge, die ich tue. Der Podcast hilft mir, eine Sache bei dem zu belassen, wie es jetzt gerade ist. Deswegen mache ich keine Pläne.
Ich habe Ideen für Gäste, ganz klar, aber lasst euch überraschen was dieses Jahr noch so los ist. Zwei meiner Wunschkandidatinnen haben jedenfalls schon zu gesagt. Bei den Themen würde ich gern mal über Feminismus sprechen und über weitere Techniken oder Berufe, aber auch gern noch über ein paar psychische Störungen.
Wie schaffst du es, deine verschiedenen Rollen als Podcasterin, Hobbynäherin, -strickerin, Therapeutin und vor allem als Ehefrau und Mutter zu vereinbaren?
Ich weiß es nicht, ich mach das einfach.
Claudia
Es gibt ja diese Löffeltheorie. Dass ein Durchschnittsmensch eine bestimmte Anzahl von Löffeln pro Tag zur Verfügung hat und Menschen mit bspw. bestimmten psychischen Erkrankungen eben weniger und ich glaube, ich habe mehr zur Verfügung. Und ich habe einen tollen Mann, der dass alles mitmacht 🙂
Gibt es ein Lebensmotto oder eine Philosophie, die dich durch deinen Alltag begleitet?
Ja. Jetzt ist jetzt, Vergangenheit kann ich nicht mehr ändern und die Zukunft nur bedingt beeinflussen, also konzentriere ich mich auf jetzt.
Wo können interessierte Zuhörer deinen Podcast finden und dir folgen?
Auf meinem Blog dreissiggrad-handmade.de, auf Instagram @dreissiggrad_handmade, bei WhatsApp und meinen Podcast dreißiggrad_handmade sollte man bei den gängigen Podcast-Anbietern und freien Podcatchern finden. Wenn nicht, schreibt mir eine Nachricht, dann schaue ich mir das an 🙂 .
Liebe Claudia, ich danke dir herzlich, dass du uns diesen Einblick gewährt hast. Ich selber durfte ja auch bereits Gästin sein. In dieser Folge haben wir das Thema „Strickanleitungen“ in den Blick genommen. Es war für mich auch eine ganz neue Erfahrung und hat mir wahnsinnig viel Spaß gemacht. Für deinen Podcast wünsche ich dir weiterhin viel Erfolg, spannende Themen und interessante Gäste. Ich bin schon auf neue Folgen gespannt. Schließlich kann man deinem Podcast herrlich folgen und gleichzeitig stricken, häkeln oder nähen.
Liebe Barbara, vielen Dank. Das hat mir großen Spaß gemacht, deine Fragen zu beantworten. Und vielleicht hören wir uns ja nochmal im Podcast zu einem anderen Thema.
Sehr gerne.
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