
Der Maschenstich – logisch ganz einfach erklärt
Viele Strickerinnen und Stricker empfinden den Maschenstich als notwendiges Übel – dabei ist er unerlässlich für perfekte, unsichtbare Nähte, vor allem bei glatt rechts gestrickten Teilen. In Anleitungen liest man oft Formulierungen wie „Die Nadel wie zum Linksstricken einstechen“ oder „ Führe sie wie zum Rechtsstricken durch die Masche“. Die Ausführung ist nicht das eigentliche Problem. Schwierigkeit bereitet eher, sich die Reihenfolge zu merken. Das muss auch nicht sein. In diesem Beitrag erkläre ich, wie der Maschenstich logisch funktioniert. Damit wirst du den Maschenstich nie wieder als kompliziert empfinden. Er wird zukünftig zum Kinderspiel.
Maschenstich logisch erklärt – Schritt für Schritt

Der Schlüssel zum Maschenstich liegt im genauen Hinsehen: Jede rechte Masche besteht aus einer Öse – einer kleinen Schlaufe mit einer klaren Vorder- und Rückseite. Und durch diese Öffnung wird der Faden zweimal geführt: einmal von hinten nach vorne und später von vorne nach hinten. So entsteht eine Naht, die aussieht wie eine gestrickte Reihe – fast unsichtbar.
Damit du den Ablauf besser verstehst, schauen wir uns das Zusammennähen Schritt für Schritt an:
Ausgangsposition
Lege die beiden Strickstücke mit der rechten Seite nach oben auf deinen Tisch. Ein Teil befindet sich unten, eines oben. Die offenen Maschenränder liegen direkt gegenüber – im sogenannten Maschen-gegen-Maschen-Prinzip.
Die Arbeitsweisen zum Beginn und zum Ende der Reihe erkläre ich später. Deshalb befinde ich mich bei der nachfolgenden Beschreibung mitten im Strickstück. Zur Verdeutlichung verwende ich auf den Fotos einen andersfarbigen Faden.
Aus der Masche im unteren Strickstück kommt bereits einmal der Faden heraus. Das ist deine nächste Masche.
1. Schritt: Unteres Strickstück
- Stich mit der Nadel von vorne in diese Masche ein. Da in die Öse dieser Masche nun zwei Fäden durchgeführt sind, ist diese Masche fertig.

- Du gehst nun zur nächsten Masche auf diesem Strickstück, durch die bisher noch kein Faden gezogen wurde und stichst von hinten hinein.

Die Logik
Der Maschenstich erzeugt eine Naht, die sich wunderbar in die gestrickte Struktur einfügt – als wäre sie Teil des Gestricks. Das liegt an der gezielten Fadenführung: Wenn du die Nadel zuerst von vorne nach hinten durch eine Masche und anschließend von hinten nach vorne durch die Nebenmasche führst, verläuft der Faden hinter den Maschen. Der Verbindungsfaden „verschwindet“ optisch im Strickbild und durch die Wiederholung bei beiden Strickteilen entsteht eine Reihe rechter Maschen.
Würdest du die Richtung vertauschen, also erst von hinten nach vorne und dann von vorne nach hinten arbeiten, liegt der Faden sichtbar auf der Vorderseite. Das Ergebnis ähnelt dann eher einer linken Masche – die Naht hebt sich deutlich ab. Genau deshalb ist die Reihenfolge der Einstiche entscheidend für ein sauberes, gestricktes Erscheinungsbild.
2. Schritt: Oberes Strickstück
Nun wiederholst du dieselben Arbeitsschritte mit dem obere Strickstück:
- Du stichst von vorne in die Masche ein, aus der bereits ein Faden herauskommt.

- In die unberührte Masche links daneben schiebst du die Nadel von hinten durch.

Auch hier gilt:
Jede Masche wird durch ihre Öffnung einmal von hinten und einmal von vorne durchstochen .
Wichtig: Ziehe den Faden locker an, so dass die entstandenen Maschen die gleiche Größe haben, wie die zuvor gestrickten.
Weiterer Ablauf – im Rhythmus bleiben
Sobald du die ersten Maschen auf beiden Strickstücken durchstochen hast (jeweils einmal von vorne und einmal von hinten), beginnt der eigentliche Rhythmus des Maschenstichs. Du wiederholst nun abwechselnd die Arbeitsschritte für das vordere und das hintere Strickstück:
- Unteres Strickstück:
– Stich in die zuletzt von hinten durchstochene Masche erneut von vorne ein.
– Gehe zur nächsten Masche und stich dort von hinten ein. - Oberes Strickstück:
– Stich in die zuletzt von hinten durchstochene Masche erneut von vorne ein.
– Gehe zur nächsten Masche und stich dort von hinten ein.
So geht es weiter – immer im Wechsel: Unteres Strickstück, oberes Strickstück, jeweils mit den beiden Schritten: von vorne einstechen – von hinten einstechen. Wichtig ist, dass jede Masche zweimal durchstochen wird: zuerst von hinten, dann von vorne.
Maschenstich logisch erklärt, wenn sich die Maschen auf der Nadel befinden
Oben habe ich dir erklärt, wie das Prinzip vom Maschenstich logisch funktioniert. Zur Verdeutlichung hatte ich dort die Stricknadeln herausgezogen. Das kann man machen. Aber die Gefahr besteht, dass sich einzelne Maschen auflösen. Um das zu vermeiden ist es sinnvoll, die offenen Maschen auf den Stricknadeln zu belassen. Die Funktionsweise bleibt gleich.
Auch hier gilt: Jede Masche wird einmal von hinten, einmal von vorne durchstochen – durch die Öffnung der Masche. Die Stricknadeln helfen dir dabei, die Maschen in Position zu halten und geben Orientierung.
Tipp: Sobald eine Masche zweimal durchstochen wurde (also von beiden Seiten – einmal von hinten, einmal von vorne), kann sie von der Nadel gleiten.
Maschenstich – in der Reihe
Der Start – die Vorbereitung
Bevor der Rhythmus beginnt, musst du zu Beginn einer Reihe eine kleine Vorbereitung treffen. Dazu führst du den Faden wie folgt:
- Stich von hinten in die erste Masche des unteren Strickstücks.

- Danach von hinten in die erste Masche des oberen Strickstücks.

Damit ist der Faden an beiden Strickstücken „verankert“.
Die Vorbereitung ist getroffen und du kannst mit dem eigentlichen Rhythmus beginnen:




Arbeite in diesem Rhythmus weiter bis zum Reihenende.

Das Ende der Reihe
Beim letzten Maschenpaar ist wichtig, dass auch hier jede Masche zweimal durchstochen wird. Hast du im beschriebenen Rhythmus Masche für Masche zusammengenäht, stellst du fest, dass du bei der letzten Masche zunächst nur einmal einen Faden durchgezogen hast. Auch hier solltest du den Faden zweimal durch die beiden Maschen gezogen haben.


Dann ziehst du den Faden mit sanftem Zug fest, sodass eine gleichmäßige Naht entsteht. Sichere den Faden auf der Rückseite – fertig ist die Reihe.
Maschenstich in der Runde
Wenn du zwei rundgestrickte Strickstücke mit dem Maschenstich verbinden möchtest, startest du beim Rundenanfang direkt mit dem oben beschriebenen Rhythmus des Maschenstichs. Die Vorbereitung wie bei das Arbeiten in der Reihe entfällt. Hast du den Faden auf beiden Strickstücken von hinten nach vorne durch die letzte Masche der Runde gezogen, geht es mit folgenden Schritten weiter:
- Auf dem unteren Strickstück
- Schiebe die Nadel von vorne durch die letzte Masche der Runde
- und anschließend von hinten durch die erste Masche der Runde.
- Auf dem oberen Strickstück
- Du schiebst die Nadel von vorne durch die letzte Masche der Runde sowie
- von hinten durch die erste Masche der Runde.
So erhältst du einen perfekten Abschluss.
Kleiner Tipp: Damit du bei diesem letzten Schritt die Masche am Rundenanfang leichter findest, kannst du beim Start beide erste Maschen mit einem Maschenmarkierer (mit Öffnung) kennzeichnen.

Fazit – Maschenstich logisch erklärt
Wer den Maschenstich bisher als kompliziert oder lästig empfunden hat, wird ihn mit dieser logischen Herangehensweise neu kennenlernen. Es geht nicht darum, stur Anweisungen zu folgen – sondern zu verstehen, was du tun musst. Wenn du dir bewusst machst, dass jede Masche zweimal durchstochen wird – erst von hinten, dann von vorne – wird der Maschenstich plötzlich ganz einfach.
Probiere es aus!
Mit etwas Übung wirst du schnell feststellen, wie gleichmäßig und unsichtbar die Naht wird – fast so, als wäre sie gestrickt. Und wer einmal das Prinzip verinnerlicht hat, wird den Maschenstich künftig mit Leichtigkeit einsetzen – ganz ohne langes Nachschlagen in der Anleitung.
Unsere abgerundete Bandspitze schließt mit dem Maschenstich ab. Das sollte jetzt ohne Probleme möglich sein.

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