Immer wieder lese ich von Strickerinnen und Strickern, die vom Second Sock Syndrom betroffen sind. Nein, diese Personen sind nicht krank. Sie schaffen es nur nicht, komplette Sockenpaare zu stricken.
Bei der ersten Socke sind sie hochmotiviert. Sie haben ein tolles Muster gefunden und wunderschönes Garn dazu. Sofort ist die erste Socke angeschlagen und los geht es. Rasch ist diese fertig. Nun müsste die zweite gestrickt werden. Doch die Begeisterung für Neues ist vorbei. Noch einmal exakt das gleiche stricken – nee dazu haben diejenigen, die unter dem Second Sock Sydrom leiden, keine Lust. Gehörst du auch dazu und hast zahlreiche wunderschöne Einzelpaare in deinem Strickkorb?
Nun könntest du es dir zur Gewohnheit machen, stets zwei unterschiedliche Socken zu tragen oder aus den Einzelsocken Handpuppen, wie unser Sockenmonster für Kinder und Enkel, basteln.
Doch letztendlich freut sich jede Strickerin, jeder Stricker, über zwei gleiche Socken – über ein Sockenpaar.
Das Second Sock Syndrom nicht nur bei Socken
Das Second Sock Syndrom kann auch an anderen Stellen auftreten. Es müssen nicht unbedingt Socken sein, die nicht paarweise fertig werden. Auch der zweite Ärmel eines Pullovers oder auch der zweite Handschuh, die zweite Stulpe will einfach nicht angeschlagen oder weitergestrickt werden. Und so füllt sich der Korb mit den Ufos, den unfertigen Objekten, immer mehr.
Wie schaffe ich es, immer ein Sockenpaar zu stricken?
Das Second Sock Syndrom? Nein, bei mir gibt es tatsächlich keine einzelnen Socken. Schon beim Entwerfen und Stricken meiner Socken kommen gleich schon wieder neue Ideen. Deshalb wäre es gelogen, wenn ich sage, ich würde nicht den Drang verspüren, nach der ersten Socke gleich etwas Neues anzuschlagen. Ich tue es aber nicht, sondern beginne mit der zweiten Socke sofort nach Beendigung der ersten. Ist das Bündchen einmal gestrickt, gehen auch noch ein paar Reihen vom Schaft und … ehe ich mich versehe, ist mein Ziel, ein komplettes Paar zu arbeiten, erreicht. Ich muss aber auch dazu sagen, dass ich, nicht nur beim Stricken, das Motto habe, erst die eine Sache beenden, bevor etwas Neues begonnen wird. Natürlich kann ich das nicht immer leben, aber ich versuche es.
Wie kannst du das Second Sock Syndrom bekämpfen?
Wenn dich das Second Sock Syndrom gepackt hat, dann wirst du jetzt denken: Was will die mir erzählen, die hat ja eh kein Problem damit. Das stimmt zwar, aber ich habe mir Gedanken gemacht, damit auch du bald berichten kannst:
Das Second Sock Syndrom? Das war gestern. Heute stricke ich nur noch Paare.
Erster Tipp – Beginne ein neues Projekt erst, wenn die zweite Socke fertig ist.
Das ist sicher hart, aber hilfreich. Beginne unverzüglich nach Beendigung der ersten Socke mit der zweiten. Die Aussicht, bald mit dem neuen Projekt starten zu können, motiviert dich, die zweite Socke zügig zu beginnen.
Zweiter Tipp – Wähle ein interessantes, abwechslungsreiches Muster gegen das Second Sock Syndrom
Grundsätzlich fängt das Second Sock Syndrom ja schon bei der Auswahl des Sockenmusters an. Wählst du ein Sockenpaar mit einem interessanten und abwechslungsreichen Muster aus, macht auch das Stricken des zweiten Sockens Spaß. Wenn ich an meine JanneSocks denke, so gibt es hier so viele unterschiedliche Abschnitte. Ob das das doppelte Bündchen ist oder die unterschiedlichen Streifenmuster – all das sorgt dafür, dass keine Langeweile aufkommt und du dich fast schon auf die zweite Socke freust.
Auch bei den MailaSocks bestätigen mir die Stricker, die Lochmusterblöcke sind so motivierend:
Nur noch einen Block … und ruckzuck sind beide Toe-Up-Socken fertig.
Dritter Tipp – Sei kreativ und ändere das Muster oder die Farbfolge der zweiten Socke
Wenn du die zweite Socke anders strickst als die erste, dann sollte der Nervenkitzel des Neuen wiederkommen. Das kann einerseits das Muster sein, wie bei den JanneSocks auf dem nachfolgenden Foto. Hierbei habe ich bei der zweiten Socke die Streifen von Fuß und Schaft getauscht.
Andererseits kannst du die Farben beim Muster im zweiten Socken ändern. Auch für diesen Fall habe ich ein Beispiel: die KerstaSocks. Sie haben u. a. ein besonderes Jacquardmuster unter der Sohle. Um das Ganze abwechslungsreicher – gerade beim Stricken – zu gestalten, habe ich die Farben des Sohlenmusters getauscht. Hier muss man schon ganz genau hinschauen, um es überhaupt zu erkennen.
Krasser ist das natürlich, wenn du eine Socke mit zwei Farben strickst und bei der zweiten Socke die Farben tauschst. Aber es hilft ungemein, das Second Sock Sydrom zu bekämpfen.
Vierter Tipp – Stricke beide Socken gleichzeitig – Gib dem Second Sock Syndrom keine Chance
Damit hat das Second Sock Syndrom gar keine Chance: Stricke beide Socken parallel. Jede Socke arbeitest du mit einem eigenen Wollknäuel. Das kannst du auf einer langen Rundstricknadel tun, wie ich es bei den GretaSocks zeige. Und es funktioniert sowohl toe up wie auch top down, also von der Spitze zum Bündchen und umgekehrt.
Du kannst aber auch beide Socken separat auf Nadeln deiner Wahl anschlagen und parallel stricken. Dazu bildest du dir kleine Abschnitte und strickst beispielsweise zunächst das Bündchen der ersten, dann das der zweiten Top Down Socke. Anschließend arbeitest du sockenweise den nächsten Abschnitt. Im letzten Abschnitt strickst du die Spitze der ersten, dann der zweiten Socke und …. beide Socken sind fertig (Funktioniert auch bei Toe Up Socken).
So hast du dem Second Socks Syndrom ein Schnäppchen geschlagen.
Fünfter Tipp – Suche dir einen Partner, mit dem du zusammen dein Sockenpaar strickst
Gemeinsam stricken macht ja grundsätzlich viel Spaß, was wir bei unseren Knitalongs auch immer feststellen können. Wenn du von dem Second Sock Syndrom betroffen bist, empfehle ich, dir einen Partner zu suchen, der mit dir gemeinsam Socken strickt. Das kann einerseits jemand sein, den du real kennst, eine Freundin, die strickt, oder jemand aus deinem Stricktreff. Andererseits sind wir so viel im Internet, in sozialen Netzwerken unterwegs, da kannst du in einer Facebookgruppe vielleicht einfach einmal dein Problem schildern. Es gibt gerade im Handarbeitsbereich eine nette, hilfsbereite Community. Da wird sich sicher jemand finden, der Lust auf gemeinsames Sockenstricken hat. Setzt euch Ziele und zeigt euch gegenseitig euren Fortschritt. Wenn die Motivation sinken sollte und das Second Sock Syndrom vielleicht schon wieder um die Ecke lugt, dann spornt euch gegenseitig an.
Habt ihr es durchgezogen, dann sei stolz und zeige überall dein fertiges SOCKEN P A A R. Du wirst Lob ernten.
Sechster Tipp – Stricke zunächst eine Reihe Einzelsocken, bevor du mit den Sockenpartnern beginnst
Wenn du partout keine Lust auf zweite Socken hast, dir das einfach zu langweilig ist, dann stricke bewusst zwei, drei, vier Einzelsocken. Ist dann ein wenig Zeit ins Land gezogen, begibst du dich an die zweiten. Du musst dich so erst wieder eindenken, was die Sache interessant macht. Allerdings würde ich dir empfehlen, bei den ersten Socken schon ein paar wesentliche Notizen zu machen. Das hilft, dass die zweiten Socken auch identisch werden.
Siebter Tipp – Belohne dich, wenn du das Second Sock Syndrom erfolgreich bekämpft hast
Das funktioniert immer und überall. Belohne dich, wenn du ein komplettes Sockenpaar fertiggestellt hast. Wünsche hat doch jeder. Also überlege dir schon, wenn du die erste Socke abnadelst, was du gerne einmal unternehmen oder anschaffen möchtest. Das motiviert dich dem Second Sock Syndrom zu trotzen. Aber sei ehrlich zu dir. Erfülle dir den Wunsch nur nach Erreichung deines Zieles.
Ich kann dir nur wünschen, dass es dir gelingt, mit diesen Tipps das Second Sock Syndrom zu überwinden.
Hallo, ich leide auch unter diesem Syndrom… was mir sehr hilft ist nur kleine Änderungen stricken die man erst bei einem zweiten Blick entdeckt oder bei genauerem hinschauen sieht. So wird es für mich nicht langweilig, ich muss überlegen wo und wie ich die Änderung anbringe.
Gruß und guten Rutsch ins neue Jahr
Hallo Theresia, wichtig ist, schon einmal erkannt zu haben, was helfen kann, um das Second Sock Syndrom zu bekämpfen. Du bist also schon auf dem richtigen Weg.
Viel Erfolg im neuen Jahr. Wollige Grüße
Barbara
Liebe Barbara,
dein Artikel zum Thema “Second Sock Syndrom” hat bei mir voll ins Schwarze getroffen und mich sehr nachdenklich gemacht. Zugleich hat er mich motiviert etwas an meiner Strickgewohnheit bzw. Strickroutine zu ändern . Mir hat besonders Tipp 3 gefallen. Mit dieser Taktik hoffe ich meine Schwäche in den Griff zu bekommen.
Herzliche Grüße aus dem Schwabenländle
Andrea
Liebe Andrea,
dein Kommentar freut mich sehr. Wie schön, dass ich dir mit dem Beitrag helfen kann, gegen das Second Sock Problem anzukämpfen. Der Tipp 3 ist ja zudem noch ein kreativer Vorschlag, der Socken auch noch einen gewissen Kick geben. Während man Socke 1 strickt, kann man gleich schon überlegen, wie Socke 2 abgewandelt werden kann. Das reizt doch, im Anschluss an Socke 1 gleich mit Socke 2 zu beginnen.
Ich wünsche dir viel Glück und hoffe, dass du zukünftig stolz für beide Beinen deine Socken fertig bekommst.
Frohe Weihnachtstage.
Wollige Grüße
Barbara