Die Pflege unserer Kleidung ist so einfach geworden. Wir packen sie in die Waschmaschine, geben ein Waschmittel hinzu, stellen Programm und Temperatur ein. Schon geht es los. Doch wie ist es mit Socken, Pullis, Jacken, Mützen etc. aus Wolle? Projekte, gestrickt aus Wollgarnen, brauchen bei der Wäsche mehr Beachtung. Kommt man dem nicht nach, so entnehmen wir der Waschmaschine möglicherweise ein um einige Größen eingelaufenes und verfilztes Strickstück. Grund dafür ist die Schuppenschicht, die das einzelne Wollhaar umgibt. Beim Waschvorgang können sich die Schuppen der Haare miteinander verhaken. Während sie sich so aneinander klammern, schrumpft die Faser und verfilzt so. Um das zu vermeiden, rüsten einige Hersteller Wollgarne mit einer Antifilzausrüstung aus. Die bekannteste kennen wir unter dem Begriff Superwash.
Das Hercosettverfahren
Das erste Verfahren, das Hercosettverfahren, wurde schon in den 1970er-Jahren entwickelt. Dieses Verfahren kennen wir auch unter der Bezeichnung Superwash und wird u. a. gerne bei Sockengarnen genutzt. Grob erklärt werden bei diesem Verfahren die Schuppen des Wollgarnes mit Hilfe von Chlor abgelöst. Im Anschluss wird die Wolle mit einem Kunstharz ummantelt.
Allerdings geht dem Garn der typische Wollcharakter mit seinen positiven Eigenschaften teilweise verloren.
Projekte aus Superwash behandelter Wolle lassen sich in einer milden Haushaltswäsche in der Waschmaschine reinigen und je nach Angabe des Herstellers auch im Tumbler trocknen.
Doch aus ökologischer Sicht ist das Hercosettverfahren bedenklich, denn die Chlorverbindungen und weitere Hilfsmittel stellen eine starke Abwasserbelastung dar. Zudem ist die Entsorgung der verwendeten Chemikalien problematisch, da sie nicht biologisch abgebaut werden können.
Andere Antifilzausrüstungen
Die Wollhersteller und Firmen, die sich der Garnveredelung widmen, forschen und arbeiten an neuen Antifilzausrüstungen, die umweltschonend sind und auch den Verbrauch an Wasser reduzieren. Folgende sind bereits im Einsatz:
Das EXP-Verfahren
Die Schoeller Spinning Group hat das EXP-Verfahren entwickelt, bei dem natürliche Salze als Oxidationsmittel genutzt und anschließend kleine Polymerflecken auf der Oberfläche des Garns hinzugefügt werden, um ein Verfilzen der Wollfasern zu verhindern und so eine Maschinenwaschbarkeit zu ermöglichen. Dieses chlorfreie Antifilzverfahren ist nach den Umweltstandards GOTS und Bluesign zertifiziert und erfüllt den Ökotex-Standard 100.
Das LANAZYM-Verfahren
Die Textilchemie Dr. Petry GmbH mit Sitz in Süddeutschland nutzt für das von ihr entwickelte LANAZYM-Verfahren umweltschonende Protease-Enzyme. Diese Enzyme verändern die Wollschuppen so, dass die sich nicht mehr so stark verhaken und das Gewebe damit nicht mehr so stark verfilzt. Zudem bleibt die Wolleigenschaft des Garnes bei diesem Antifilzverfahren erhalten.
Laut der Firma Dr. Petry können mit diesem Verfahren behandelte Wollprodukte in der Waschmaschine bis 40 °C gewaschen werden. Ein weiterer Vorteil ist, dass ein mögliches Pilling des Garnes reduziert wird.
Das Plasma-Verfahren
Bei einem anderen umweltorientierten Verfahren wird Plasma statt Chemie verwendet, um ein Verfilzen von Wolle zu vermeiden. Wolle wird einem besonderen Plasmafeld ausgesetzt, dabei wird die Oberfläche so verändert, dass sich die Schuppen nicht miteinander verhaken können. Auch ein Schrumpfen wird vermieden. Die Südwollegroup nutzt dieses Verfahren und wirbt mit diversen Zertifikaten auf ihrer Internetseite.
Wenn auf der Banderole “maschinenwaschbar” angegeben wird
Bei meiner Recherche zu diesem Beitrag habe ich die Banderolen in meinem Garnvorrat nach Angaben wie Superwash etc. durchforstet. Tatsächlich gibt es nicht besonders viele. Allerdings ist mir aufgefallen, dass auf einigen die Angaben “maschinenwaschbar” oder “waschmaschininenfest” aufgedruckt sind. Diese Garne sind in der Regel auch mit einer Antifilzausrüstung versehen. Wenn diese dann noch ein bluesign-, ein GOTS- oder Oekotex-Zertifikat aufweisen, dann lässt das darauf schließen, dass nicht das umweltschädliche Hercosett-Verfahren angewendet wurde.
Wolle muss nicht so oft gewaschen werden
Das Material Wolle hat besondere Eigenschaften. Es kann bis zu 35 % seines Eigengewichtes an Feuchtigkeit aufnehmen, ohne sich nass anzufühlen. Selbst wenn jemand den ganzen Tag in Gummistiefeln herumläuft, schwitzt er zwar, aber der Schweiß wird von der Wolle aufgenommen und er hat nicht das Gefühl, nasse Socken zu tragen. Zudem kann die Wolle den Schweiß chemisch binden und somit neutralisieren. Wolle hat außerdem die Eigenschaft, den Schmutz abzuweisen, wodurch häufiges Waschen überflüssig wird.
Das heißt, dein Strickprojekt aus Wolle musst du nicht unbedingt so oft waschen. Ein Lüften reicht meist aus. So sparst du Wasser und Energie. Außerdem schont es das Strickstück und sorgt für längere Lebensdauer.
Es ist also überlegenswert, ob eine Antifilzausrüstung unbedingt sein muss.
Wenn das Waschen eines Strickstücks ohne Antifilzausrüstung notwendig wird, dann ist das im schonenden Wollprogramm einer modernen Waschmaschine mit speziellem Wollwaschmittel auch möglich.
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