Tweed – eine alte Webtraditon wieder aktuell

Schon seit mehreren hundert Jahren wird in Schottland und Irland ein robuster, langlebiger und atmungsaktiver Wollstoff hergestellt: Tweed

Schon seit mehreren hundert Jahren wird in Schottland und Irland ein robuster, langlebiger und atmungsaktiver Wollstoff hergestellt: Tweed

Das raue, stürmische Klima der Gegend veranlasste die Weber dazu,  einen Stoff zu herzustellen, der Schutz vor Nässe, Wind und Kälte bot. Wolle gab es zudem genug, da die Bauern in den grünen, aber steinigen Regionen fast ausschließlich Viehzucht mit Schafen betrieben.

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Wer den Nordwesten Irlands bereist, wird vielleicht das Dundlewey Centre in Gweedore besuchen. In dem ehemaligen Wohnhaus des Webers Manus Ferry wird sehr anschaulich das Handwerk der Tweedweberei in der Mitte des letzten Jahrhunderts vorgestellt. Die Menschen waren sehr arm in der Gegend.

Manus Ferry fertigte hochwertige Stoffe aus der Wolle, die sein Bruder Paddy bei der Schur seiner Schafe gewann. Da das Färben der Wolle mit Zwiebelschalen und Roter Beete teuer war, wurde nur ein kleine Wollanteil nach der Wäsche der Wolle eingefärbt.  Nach dem Trocknungsprozess wurde die Wolle kardiert (kämmen der Wolle zu einem Flor) und anschließend mittels eines hölzernen Spinnrades gesponnen.

Francis am Spinnrad
Francis am Spinnrad
Border Collie beim Schafetreiben in Irland
Border Collie beim Schafetreiben in Irland
Originalwebstuhl des Manus Ferry
Originalwebstuhl des Manus Ferry

Nun begann die Arbeit des Webers Manus.

In seinen großen Webstuhl führte er sogenannte Kettfäden von hinten nach vorne ein. Dabei zog er die Fäden durch Schlaufen, die an beweglichen Balken, den Schäften, befestigt waren. Je nachdem wie er die Fäden durch die verschiedenen Schlaufen zog, legte er jetzt das Webmuster fest. Diese Vorbereitung dauerte rund einen Tag.

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Beim eigentlichen Webprozess wurden durch das Heben eines Schaftes mittel Fußpedalen alle Kettfäden, die an ihm befestigt waren, von den anderen abgehoben. In diesem Zwischenraum entstand das sogenannte Fach. Das Webschiffchen mit dem Garn wurden nun von einer zu anderen Seite durch dieses Fach „durchgeschossen“.

Damit das Gewebe nicht zu locker wurde, schlug er nach jedem Durchschuss mit dem Webblatt den Faden an das Gewebe an. Der Schaft wurde abgesenkt und ein anderer Schaft wurde wieder angehoben. Das Webschiffchen wurde nun zur anderen Seite durchgeschossen.

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Die Tweedstoffe von Manus Ferry waren so ausgezeichnet, dass viele berühmte Persönlichkeiten Stoffe für ihre Kleidung bei ihm kauften.

Auch heute noch wird im County Donegal Tweed gewoben.
Kieran und Shaun Molloy in ihrer Weberei
Kieran und Shaun Molloy in ihrer Weberei

In einer kleinen Zwei-Mann-Weberei in Adare, einer kleine Stadt im irischen County Donegal, stellen Shaun und sein Sohn Kieran den sogenannten Donegal-Tweed mit winzigkleinen, bunten Farbflecken als besonderes Kennzeichen her.

altes Musterbuch der Firma Molloy & Sons
altes Musterbuch der Firma Molloy & Sons

Shauns Vater John gründete Mitte des 20 Jahrhunderts eine Weberei, die sich aber im Lauf der Zeit von der Tweedherstellung auf die Produktion von Strickwaren spezialisiert hatte. Erst als Kieran einen Studienabschluss in Industrie-Design heimbrachte, holte sein Vater die alten Webmaschinen wieder hervor und sie gründeten das Unternehmen Molloy & Sons Weaving Limited. Aus den 60iger Jahren gab es Musterbücher. Diese waren für die Molloys sehr hilfreich, denn hieraus konnten Sie neue Anleitungen fertigen.

Die Wolle, die zum Weben verwendet wird, wird nach genauen Angaben der beiden Weber vorbereitet. Mit ihren Spulen wird das Garn in eine riesige Maschine zur Vorbereitung eingespannt. Nun beginnt der eigentliche Webprozess auf einem mechanischen Webstuhl, der mittels Lochkarten gesteuert wird. Ja, es ist durch die alten Maschinen noch etwas vorzeitlich.

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Doch Shaun und Kieran sind bei der Herstellung sehr sorgsam und kontrollieren ihre Produkte konstant, so dass nur ein hochwertiger Stoff das Unternehmen verlässt. 95 % des Tweeds wird in die USA, nach Japan und Großbritannien exportiert. Die Kunden sind große Modefirmen, Designerfirmen oder Einzelkunden. Sie stellen hieraus Jacken, Mäntel, Anzüge und modische Accessoires her. Sie werden aber auch als Möbelstoffe verwendet.

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Firmen wie Molloy & Sons sorgen dafür, dass Tweed auch in moderneren Farben und nicht nur in den klassischen produziert wird. Ein Tweedsakko oder ein Tweedblazer lässt sich gut mit einer Jeans kombinieren. So angezogen, fühlen sich auch junge oder Menschen wohl.

Wir möchten uns bei Francis bedanken, der im Dundlewey Centre sehr anschaulich die Arbeit von Paddy Ferry am Spinnrad und Manus Ferry am Webstuhl demontriert hat. We give thanks to Francis, who demonstrated excellent the spinnig woll and the weaving tweed like Paddy and Manus Ferry.

Ebenfalls danken wir Shaun und Kieran Molloy für ihre großartige Unterstützung. Thanks to Shaun und Kieran Molloy  for their great support.

Barbara

Kommt aus Köln. Tüftelt täglich an neuen Ideen & Anleitungen. Besucht gerne Handarbeitsmessen und knüpft immer zufällig neue Kontakte. Sie ist die erfahrenste Strickerin unter den Autoren. Alle Artikel von Barbara ansehen.

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